REICHSARCHIV BAND 35, VON SEITE  20 BIS 33

Ein Dankeschön an unseren Freund Herrn Jacques Lemarié aus Deutschland, der uns diesen Text übermittelt hat.

Falls jemand anders uns auch helfen will, entweder mit Übersetzungen oder Übermittlung von Dokumenten, welche die 2. Marneschlacht betreffen, so ist er herzlich willkommen. Vielen Dank im voraus.

Die Ereignisse zwischen Oise und Marne von Mitte Juni bis zum 17. Juli und der "Reims" -

- "Marne-schutz"-Angriff.

Nach der endgültigen Einstellung der deutschen Mai/Juni-Offensive

hatte sich die 7. Armee an ihrer ganzen Front auf Abwehr umgestellt.

Am 13. Juni war vom Oberbefehlshaber, Generaloberst v. Boehn,

befohlen worden, daß sich alle Korps zur Behauptung des gewonnenen

Geländes einrichten und gliedern sollten. Die Vorbereitung neuer An-

griffe sei zunächst Sache der höheren Führung und dürfe "den nötigen

Leistungen im Verteidigungsbau nicht im Wege stehen". Letzterer müsse

schon zur Vermeidung der Verluste mit dem allerernstesten Nachdruck

gefördert werden.

In den folgenden Tagen wurde die Gliederung zur Abwehr an der

ganzen Armeefront durchgeführt. Soweit sich noch Divisionen, die als

"Angriffsdivisionen" für die "Reims" -- "Marneschutz"-Offensive in Aus-

sicht genommen waren, in vorderer Linie befanden, wurden sie teils

abgelöst, teils auch -- bei gleichzeitiger Erweiterung der Abschnitte der

Nachbardivisionen -- ohne Ersatz aus der Front gezogen und zur Er-

holung und Auffrischung im Etappengebiet untergebracht. Nach Durch-

führung dieser Ablösungen und Verschiebungen standen zwischen Oise

und Aisne vier, zwischen Aisne und Marne zwölf*), an der Marne

(zwischen Château-Thierry und Verneuil) zwei und zwischen der Marne

und dem Ostrand der Waldhöhen südwestlich Reims ebenfalls zwei Divi-

sionen in Front. Hinter ihnen lagen insgesamt sieben Divisionen als

________

*) Ab 2. Juli nur noch elf.

Einstellung der 7. Armee auf Abwehr. 21

Korps- bzw. Armeereserven*). Auch einige zur Verfügung der Heeres-

gruppe Deutscher Kronprinz und der Obersten Heeresleitung stehende

Divisionen waren zunächst noch verhältnismäßig nahe hinter der Front

untergebracht.

Schon während der letzten Phase der "Blücher"-Offensive hatte

das A.O.K. 7 den Gruppen, die nicht mehr an dem eigent-

lichen Angriff beteiligt waren, befohlen, mit der Erkundung und dem

Bau einer Hauptwiderstandslinie sowie einer Artillerieschutzstellung zu

beginnen. Nach der endgültigen Einstellung des Angriffs war dann an

der ganzen Armeefront mit dem Stellungsbau begonnen worden.

Es war von vornherein klar, daß ein Ausbau von Stellungs-

systemen und Kampfzonen nach Art der in mehrjähriger Arbeit entstan-

denen Abwehrfronten hier unmöglich war. Die Vorbereitungen für

weitere eigene Angriffe, häufiger Divisionswechsel, die Notwendigkeit,

die zur Verfügung stehende Zeit im weitesten Umfange zur Kampfaus-

bildung und Ruhe auszunutzen, vor allem aber die geringen Feldstärken

und der Mangel an Arbeitskräften ließen das an sich erstrebenswerte

Ziel, so schnell als möglich wieder abwehrkräftige Stellungen zu haben,

nicht erreichen. Ausnahmen gab es nur da, wo -- wie z. B. zwischen

Oise und Aisne -- alte, noch brauchbare Grabensysteme in die vordere

Kampfzone einbezogen werden konnten. Die Verteidigungsfähigkeit der

neuen Abwehrfronten mußte daher im allgemeinen eine geringe sein,

und es war zu erwarten, daß der Feind jede Gelegenheit benutzen

würde, um an diesen Abschnitten Angriffserfolge zu erzielen, insbeson-

dere unter Ausnutzung des Moments der Überraschung und mit weit-

gehender Verwendung von Panzerwagen, die sich in der letzten Zeit zu

einem immer bedeutungsvolleren Kriegsinstrument entwickelt hatten.

Diesen unvermeidlichen Nachteilen galt es zu begegnen. Neben den

verschiedensten Einzelmaßnahmen -- größtmögliche Sicherstellung der

Nachrichtenverbindung, schachbrettartiger Einsatz von Maschinengeweh-

ren, Tankgeschützen, Tanksperren u. a. m. -- war dies nach Über-

zeugung der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz und der O.H.L. vor

allem durch eine weitgehende Tiefengliederung zu erreichen.

An Stelle des bisherigen Vorfeldes von einigen hundert Metern Tiefe,

das sich bei ausgebauten Stellungen bewährt hatte, mußte daher auf

den neuen, nicht ausgebauten Fronten, soweit dort nicht mit bal-

diger Fortsetzung des Angriffs zu rechnen war, auch in ruhigen

________

*) Die Zahl der Korps- und Armeereserve-Divisionen wechselte mehrfach.

22 Die Ereignisse zwischen Oise und Marne bis zum 17. Juli.

Zeiten eine Breite , unter Umständen bis zu mehreren Kilometern

tiefe Vorfeldzone treten. Ob und in welchem Umfange diese bei

feindlichen Angriffen zu verteidigen oder wiederzunehmen war, hing

vom Gelände sowie von der Stärke und Tiefe des Einbruchs ab und

war von Fall zu Fall zu entscheiden. Um die Hauptwiderstandslinie,

welche die rückwärtige Begrenzung des Vorfeldes bildete, hatten die

Stellungsdivisionen entscheidend zu kämpfen. Hinter ihr sollte die Masse

der in sich wiederum tief gegliederten Artillerie Aufstellung finden. Die

von einem feindlichen Überraschungsangriff unmittelbar betroffenen

Teile der Stellungsdivisionen mußten sich dort schlagen, wo sie sich ge-

rade befanden; ein Ausweichen dieser Teile gab es nicht. Die höhere

Führung hatte zu erwägen, ob die weiter hinten verfügbaren Reserven

in diesem Kampf vorzuführen oder zum Auffangen eines Durchbruchs

weiter rückwärts einzusetzen waren. Für diesen Fall mußten überall

rückwärtige Kampfzonen vorhanden oder wenigstens erkun-

det, festgelegt und den zum Eingreifen bestimmten Divisionen zur so-

fortigen Besetzung zugewiesen und bekannt sein. Sie sollten möglichst

außerhalb der voraussichtlichen Reichweite der Artillerievorbereitung

und Feuerwalze des Gegners liegen.

Der Ausbau der Stellungen zwischen Aisne und Marne sowie die

Abwehrgliederung der hier eingesetzten Divisionen trugen diesen Ge-

sichtspunkten nach Möglichkeit Rechnung. Es war aber nicht zu ver-

meiden, daß die tiefe Gliederung der Truppe eine gewisse Verzettelung

zur Folge hatte. Bei den immer geringer werdenden Feldstärken führte

sie außerdem dazu, daß die Verteidigung schließlich von einzelnen, ver-

hältnismäßig weit voneinander getrennten Trupps, nach entsprechenden

Ausfällen womöglich von einzelnen Leuten geführt werden mußte, die

kaum eine Verbindung miteinander hatten. Dadurch wieder kam leicht

ein Gefühl der Vereinsamung und des Verlassenseins auf, welches die

am Ende des vierten Kriegsjahres ohnehin nicht mehr allzu starke

Nervenkraft nicht unbedenklich belastete.

Die Stellungen zwischen Aisne und Marne -- nach dem Stande

vom 18. Juli -- zeigt Karte 3. Ausgebaut nach Stellungskriegsbegriffen

war keine von ihnen, durchlaufende Gräben und zusammenhängende

tiefe Drahtverhaue gab es nirgends. Einzelne Unterstände und Be-

obachtungstellen, hier und da ein möglichst versteckt angelegtes Draht-

hindernis, ein etwas vertiefter Straßengraben oder Hang eines Hohl-

wegs, eine zur Verteidigung eingerichtete Dorfmauer, das war im all-

gemeinen alles. Um weitesten war noch der Ausbau der Hauptwider-

Tiefengliederung. -- Erfolgreiche Vorstöße des Gegners 23

standslinie fortgeschritten, aber da von Mitte Juni ab die feindlichen

Angriffe beinahe an der ganzen Front immer wieder zu einem Zurück-

nehmen der Hauptwiderstandslinie und entsprechendem Neubeginn der

Arbeiten gezwungen hatten, war auch ihre Verteidigungsfähigkeit nir-

gends hoch zu veranschlagen.

An dem Frontabschnitt zwischen Oise und Marne blieb es lebhaft.

Der Feind, der hier schon in der letzten Phase der deutschen Offensive zu

kräftigen Gegenangriffen geschritten war, setzte seine Vorstöße mit nur

kurzen Unterbrechungen fort. Vom 14. bis zum 18. Juni griff er täglich

an. An einigen Stellen wurde er abgewiesen, an anderen waren seine

Erfolge nicht unbeträchtlich. So vermochte am 15. ein nach stärkster, ein-

einhalbstündiger Artillerievorbereitung unternommener, von zahlreichen

Tanks begleiteter Angriff starker französischer Kräfte gegen die in der

Ablösung begriffene 11. bayer. Inf.- sowie die 45. Res.Div. die Linie

der Bayern bei Laversine und Coeuvres-et-Valsery nicht unerheb-

lich zurückzudrücken. Das A.O.K. befahl, Gegenangriffe zu unter-

lassen. Die Tätigkeit der feindlichen Artillerie hielt sich fortdauernd

in beträchtlicher Höhe. Sie bestand hauptsächlich aus an- und ab-

schwellenden Feuerwellen auf Stellungen und Hintergelände; häufige

Einlagen von Gas schienen darauf hinzuweisen, daß der Gegner in

erster Linie auf eine Störung des deutschen Nachschubes hinzielte. Das

A.O.K. 7 war sich nicht klar darüber, ob die Franzosen dadurch

nur die deutsche Kampffront schwächen und damit deutsche An-

griffe unterbinden, oder ob sie sich günstige Grundlagen für eine eigene

Offensive schaffen wollten.

Im Morgengrauen des 18. Juni erfolgte bei St.-Pierre-Aigle ein

starker, mit frischen Truppen geführter und von zahlreichen Tanks be-

gleiteter kräftiger Stoß gegen die bereits stark abgekämpfte 45. Res.Div.,

die in wechselvollen, bis zum Abend währenden Gefechten schließlich etwa

einen Kilometer zurückgedrückt wurde. Auch ein weiter südlich gegen

die 5. Garde-Inf.Div. gerichteter Teilangriff bei Eloup konnte etwas

Boden gewinnen.

Generaloberst v. Boehn sah dem Angriff gegen die 45. Res.Div.

ein Glied in der Kette unaufhörlicher, an zahlreichen Stellen angesetzter

Stöße, mit denen der Feind seit Stillstand des deutschen Angriffs gegen

die Front Ambleny -- Château-Thierry hämmerte, vermutlich in erster

Linie, um sich Klarheit über die deutschen Absichten zu verschaffen und

Angriffsvorbereitungen zu stören. Gleichzeitig erreichte er aber eine zu-

24 Die Ereignisse zwischen Oise und Marne bis zum 17. Juli.

nehmende Zermürbung dieser Front. Seine mit frischen Truppen unter-

nommenen Teilvorstöße, verbunden mit dem ununterbrochenen, starken

Artilleriefeuer, zehrten die Kräfte der hiergegen eingesetzten deutschen

Divisionen rasch auf. Zur Ablösung standen aber nicht genügend neue

zur Verfügung*). Das A.O.K. 7 drang indessen mit einem Antrag auf

Überlassung weiterer Kräfte zum Einsatz an seiner Westfront nicht durch.

Tatsächlich war auch das Heeresgruppen-Kommando gar nicht in der

Lage, aus eigenen Mitteln der 7. Armee zu helfen. Außer den für die

bevorstehende "Reims" -- "Marneschutz"-Offensive**) bestimmen Divi-

sionen verfügte Kronprinz Wilhelm über keine freien Reserven.

Ein Zurückgreifen auf diese Divisionen mußte aber natürlich die Stoß-

kraft des Angriffs schwächen und kam daher nicht in Frage. Aber auch

die O.H.L. konnte der 7. Armee keine weiteren Kräfte zuführen, wenn

sie nicht andere Frontabschnitte über das zulässige Maß hinaus schwächen

oder aber die Divisionen angreifen wollte, welche hinter der Front der

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht von Bayern für den in Flandern

beabsichtigten "Hagen"-Angriff bereitstanden. Zu einer solchen Maß-

nahme, die den gesamten Operationsplan umgeworfen hätte, vermochte

sich indessen die O.H.L. nicht zu entschließen; hatte sie es doch sogar ab-

gelehnt, einen Teil dieser Divisionen der Heeresgruppe Deutscher Kron-

prinz zur Teilnahme an dem beabsichtigten Angriff zur Verfügung

zu stellen. Die Bitte der 7. Armee um Stärkung ihrer Westfront blieb

daher unerfüllt, das A.O.K. wurde sogar in den über die bevorstehende

Offensive geführten Besprechungen von der Heeresgruppe und der O.H.L.

darauf hingewiesen, daß die 7. Armee im Gegensatz zu ihren Vor-

stellungen ihre Front zwischen Oise und Marne rücksichtslos schwächen

müßte, um den "Marneschutz"-Angriff so stark wie möglich zu gestalten.

Die Zeit vom 19. bis 27. Juni brachte nicht weniger als sechs feind-

liche Unternehmungen kleineren oder mittleren Umfangs, von denen drei

erfolgreich waren. Ein besonders starker Angriff erfolgte am 28. Juni.

Er setzte nach heftigstem Trommelfeuer ein, wurde durch zahlreiche Tanks

und einen in diesem Umfange noch nicht gekannten Einsatz von Schlacht-

fliegern unterstützt und traf mit voller Wucht die 34. und 14. Inf.Div.

Beide Divisionen wurden zurückgedrängt, der Gegner nahm die Höhen

nördlich und südlich Eutry und das Dörfchen Hignères. Weiter südlich

konnte der Stoß abgewiesen werden.

___________

*) Nach dem K.T.B. der 7. Armee

**) Siehe Band 34 der Schriftfolge: "Der letzte deutsche Angriff, Reims

1918."

Besorgnisse der 7. Armee um ihre Westfront 25

Generaloberst v. Boehn war der Ansicht, daß "die jetzige Lage dem

Gegner als Sprungbrett gegen Soissons dienen würde" und hielt es

daher für erforderlich, das verlorene Gelände durch einen Gegenangriff

wiederzunehmen. In einer Eingabe an das Heeresgruppenkommando

machte er entsprechende Vorschläge: der Gegenangriff selbst sollte -- ab-

gesehen von einigen artilleristischen Verstärkungen -- mit den der Armee

an ihrer Westfront zur Verfügung stehenden Kräften erfolgen, doch

waren dann für die weitere Kampfführung zwei neue Stellungsdivi-

sionen erforderlich. Kronprinz Wilhelm gab die Eingabe der 7. Armee

zur Entscheidung an die O.H.L. weiter, nahm jedoch selber gegen den

Antrag Stellung, da sich bei einem Gegenangriff ein erhöhter Kräfte-

verbrauch ergeben würde, der mit der bevorstehenden eigenen Offensive

nicht in Einklang zu bringen sei. Auch war die Heeresgruppe der Über-

zeugung, daß mit Beginn des "Reims" -- "Marneschutz"-Angriffs bei

Soissons eine wesentliche Entlastung eintreten würde. Die O.H.L. traf

ihre Entscheidung im Sinne der Heeresgruppe; der Gegenangriff hatte

zu unterbleiben. Die 7. Armee wurde darauf hingewiesen, die Abwehr-

bereitschaft der Gruppen Staabs und Watter (XXXIX. Res.K. und

XIII. A.K.) durch sorgfältige Gliederung auf ein Höchstmaß zu bringen.

Eine wesentliche Verstärkung konnte aber nicht in Aussicht gestellt wer-

den, die Armee sollte sich aus sich selbst heraus weitere Reserven für die

Abwehrfront schaffen.

Demgegenüber vertrat Generaloberst v. Boehn in einem Schreiben

vom 30. Juni erneut die Auffassung, daß angesichts der unaufhörlichen

Vorstöße gegen die deutschen Stellungen zwischen Oise und Marne von

einer Beruhigung dieser Front nicht die Rede sein könne, wenn auch die

planmäßigen Teilangriffe südlich der Aisne noch nicht als Basis eines

späteren Großangriffs gedeutet werden müßten, sondern mehr als Ab-

wehrmaßnahmen zum Ersatz des bedrohten Waldgeländes östlich Vil-

lers-Cotterêts, Aber der durch diese Abwehrmaßnahmen bedingte Ein-

satz starker Kräfte ermögliche es eben dem Gegner, Teilangriffe gegen

die deutschen verwundbaren rückwärtigen Verbindungen zu führen. Um

gegen solche Schläge die erforderliche Schulterfreiheit bei dem "Marne-

schutz"-Angriff zu besitzen, beantragte die Armee erneut eine erhebliche

Stärkung ihrer Westfront, vor allem auch an Artillerie; 54 Feld- und

18 schwere Batterien wurden für diesen Abschnitt angefordert.

Die Heeresgruppe stellte der 7. Armee nunmehr die Zuführung

einer neuen Division -- Generaloberst v. Boehn hatte außer sonstigen

Verstärkungen (u. a. Überweisung von ausgebildetem Ersatz) mindestens

26 Die Ereignisse zwischen Oise und Marne bis zum 17. Juli.

drei Divisionen angefordert! -- als Nahtdivision zwischen den Gruppen

Watter und Winckler in Aussicht*); ferner wurden 7: Armee für ihre

Westfront 27 Feldbatterien überwiesen. Die Armee verringerte den da-

nach noch gebliebenen Fehlbetrag dadurch, daß sie den Stellungsdivi-

sionen der Marnefront die bisher zugeteilten 5. und 6. Geschütze**) ent-

zog und diese zur Verstärkung der an der Westfront eingesetzten Batte-

rien verwendete.

Währenddessen nahmen die Teilvorstöße des Gegners ihren Fort-

gang. Wieder waren sie zumeist erfolgreich. Der Feind eroberte dabei

die Dörfer St.-Pierre-Aigle und Vaux (westlich Château-Thierry) und es

gelang ihm, über die wichtige Höhe 163 (800 m südwestlich Passy-en-

Valois) hinaus Boden zu gewinnen. Am 3. Juli erfolgte bei Moulin-

sous-Touvent nach schlagartig einsetzendem, stärkstem Artilleriefeuer

5.00 vorm. ein kräftiger Angriff gegen die 211. und 105. Inf.Div., welcher

bei der schon stark mitgenommenen 211. im ersten Stoß auf 1 1/2 km

Frontbreite bis zu 1 km Tiefe vordrang. Am Abend kam der Feind

hier noch weiter in Richtung auf le Tiolet Fe. (2 km nordöstlich Moulin-

sous-Touvent) vorwärts, so daß auch die Widerstandslinie der 105. Inf.-

Div. auf die Höhen nördlich Autrêches zurückgenommen werden mußte.

Die zahlreichen, sich nahezu täglich wiederholenden Vorstöße des

Feindes, die übrigens das Bestreben erkennen ließen, sich in den Besitz

guter Beobachtungsstellen zu setzen, hatten außer erheblichen Gelände-

verlusten zumeist auch eine beträchtliche Schwächung der deutschen

Kampfkraft zur Folge. Dabei waren die blutigen Verluste nicht so noch

wie die Ausfälle durch Vermißte; nach fast jedem neuen Angriff konnte

der französische Heeresbericht unverhältnismäßig große Gefangenen-

zahlen melden. Es zeigte sich, daß die zwischen Oise und Marne einge-

setzten deutschen Divisionen, die zum großem Teil seit Wochen in nahezu

ununterbrochenen Kämpfen standen, in bedenklichem Maße verbraucht

waren und in ihrem inneren Halt gelitten hatten. Hinzu kam, daß die

ohnehin schon von Monat zu Monat gesunkenen Feldstärken seit einiger

Zeit auch noch durch die überall herrschende sehr heftige Grippe-Epide-

__________

*) Tatsächlich mußte die aus dem Abschnitt der 18. Armee herangeführte

15. Inf.Div. dann aber bei Moulin-sous-Touvent (zwischen Oise und Aisne)

eingesetzt werden, wo am 3. Juli ein starker französischer Angriff die deutschen

Linien erheblich zurückgedrängt hatte (s. o.!). An ihrer Stelle wurde später

die 3. Res.Div. überwiesen, der schließlich noch die 46. Res.Div. folgen sollte.

**) Den Feldkanonen- und leichten Feldhaubitz-Batterien der gesamten deut-

schen Westfront waren zu einem großen Teil aus der Gerätereserve der O.H.L.

5. und 6. Geschütze -- ohne Bedienung und Bespannung! -- zugeteilt worden.

Fortsetzung der feindlichen Vorstöße 27

mie herabgedrückt wurden. Die Nachwirkungen dieser Krankheit machten

sich auch bei den wieder zur Truppe Zurückgekehrten noch längere Zeit

hindurch in Form großer Müdigkeit, Abgestumpftheit und Schwäche be-

merkbar. Da die 7. Armee nach dem ihr wiederholt gegebenen Bescheid

mit einer Überweisung frischer Divisionen für ihre Westfront nicht rech-

nen konnte, bis zu der erwarteten Entspannung der Gesamtlage durch

den "Reims" -- "Marneschutz"-Angriff aber immerhin noch geraume Zeit

vergehen mußte, sah sich Generaloberst v. Boehn zu einer Änderung der

gesamten Kampfführung zwischen Oise und Marne gezwungen. Er be-

fahl den hier eingesetzten Gruppen, bei erkannten Angriffsvorbereitun-

gen des Gegners in jedem Falle rechtzeitig auszuweichen, um so die

Mannschaftsverluste möglichst zu vermindern. Der "an sich doch unver-

meidliche Geländeverlust" mußte dabei in Kauf genommen werden.

Durch den Hinzutritt des Frontraumes bis Vrigny, der mit Rück-

sicht auf den bevorstehenden "Marneschutz"-Angriff erfolgt war, war der

Abschnitt der 7. Armee sehr groß geworden. Da sich zudem mit dem

Näherkommen der Offensive die Aufmerksamkeit der Armee immer mehr

auf ihre Südfront richten mußte, wurden ihr am 5. Juli die zwischen

Oise und dem Ourcq*) eingesetzten Gruppen Francois, Staabs und

Watter (Genkdos. des VII. A.K, XXXIX. Res.K. und XIII. A.K.) ab-

genommen. Diese drei Korps wurden zu der neuformierten 9. Armee

unter Gen. d. Inf. v. Eben vereinigt, deren Hauptaufgabe der Schutz

von Soissons und der dortigen besonders wichtigen, sehr verwundbaren

und gefährdeten Verbindungen war.

Nach einer kurzen Ruhepause nahm der Feind bereits am 6. Juli

seine Angriffe wieder auf. An diesem Tage erfolgte ein heftiger Vorstoß

gegen die 201. Inf.Div. westlich Château-Thierry. Wenn auch die wich-

tige Höhe 204 (1 km östlich Vaux) in deutscher Hand blieb, errang der

Gegner doch zwischen der Höhe und der Stadt einigen Geländegewinn.

Bei der rechts anschließenden 87. Inf.Div. wurde ein Teil des Vorfeldes

in Gegend von Bussiares vor einem erkannten Angriff geräumt. Am

8. Juli griff der Franzose nach starker Artillerievorbereitung den äußer-

sten linken Flügel der 42. Inf.- sowie den rechten und mittleren Regi-

mentsabschnitt der 14. Res.Div. an. Das Vorfeld wurde darauf befehls-

gemäß bis zur Hauptwiderstandslinie geräumt, ein neuer Angriff gegen

die 14. Res.Div. am späten Abend im Artilleriefeuer erstickt. Auch am

9. Juli erfolgten gegen den linken Flügel der 42. Inf.- und gegen die

___________

*) Genauer: 3 km nördlich des Ourcq; s. Karte 2!

28 Die Ereignisse zwischen Oise und Marne bis zum 17. Juli.

14. Res.Div. mehrere französische Angriffe, die auf deutscher Seite zu

Geländeverlusten führten. Dagegen gelang es der 201. Inf.Div., den

Feind westlich Château-Thierry wieder aus den am 6. Juli eroberten Stel-

lungen zu vertreiben.

Von großer Bedeutung war eine "glaubwürdige Agentennachricht",

die besagte, daß die französische Heeresleitung beabsichtigte, den deut-

schen Frontvorsprung zwischen Aisne und Marne durch gleichzeitige An-

griffe von den Flanken her abzukneifen.Der Zeitpunkt dieses Unter-

nehmens liege voraussichtlich noch vor dem 14. Juli, dem französischen

Nationalfeiertag, u. U. aber auch erst später. Jene Agentennachricht

wurde durch die Aussagen mehrerer Überläufer bei der 9. und 7. Armee

bestätigt. Sie sprachen von starken Truppenansammlungen im Walde

von Villers-Cotterêts; ihre Angaben ließen darauf schließen, daß ein

feindlicher Angriff zwischen Aisne und Marne, insbesondere gegen die

Gruppe Watter und die beiderseits anschließenden Korpsabschnitte, dicht

bevorstehe, mit großer Wahrscheinlichkeit aber vom 15. Juli ab zu er-

warten sei. Die Heeresgruppe befahl demgemäß verstärkte Gliederung

zur Abwehr auf den bedrohten Fronten und Aufnahme der Bekämpfung

der feindlichen Infanterie und Artillerie durch die eigenen Batterien mit

vollem Nachdruck. Die 9. Armee sollte zur Stärkung ihrer Front südlich

der Aisne ihren rechten Flügel rücksichtslos schwächen und die Artillerie-

flankierung vom nördlichen Aisne-Ufer vor dem Abschnitt der 241. Inf.-

Div. organisieren. Hinter den deutschen Linien zwischen Aisne und

Marne war eine rückwärtige Stellung festzulegen, in welche die Ein-

greifdivisionen eingewiesen werden sollten.

Sowohl bei der 9. wie auch an der Westfront der 7. Armee wurden

die angeordneten Abwehrmaßnahmen mit aller Energie durchgeführt.

Insbesondere sollten die Gruppen Staabs, Watter, Winckler und Schoeler

die Aufklärungstätigkeit soweit als möglich steigern und Patrouillen-

unternehmungen größeren Umfangs vorbereiten.Im Hinblick auf den

durch zahlreiche Fehlstellen, Grippeerkrankungen und Ermüdung stark

eingeschränkten Kampfwert der zur Verfügung stehenden Verbände be-

antragte der Oberbefehlshaber der 9. Armee, General v. Boehn, "zu-

nächst" vier aufgefüllte kampfkräftige Divisionen. Die Heeresgruppe

lehnte indessen dieser Antrag ab, da ihrer Auffassung nach die seinerzeit

eingesetzten Kräfte noch über genügende Abwehrkraft verfügten.

Inzwischen nahmen die feindlichen Vorstöße ihren Fortgang. Nörd-

lich Longpont gelang es dem Gegner am Vormittag des 10. Juli, eine

tags zuvor gewonnene Einbruchstelle nach Süden zu erweitern. Nach-

Nachrichten über einen bevorstehenden feindlichen Angriff 29

dem dann im weiteren Verlauf des Tages auch noch die Vorposten der

115. Inf.Div. beiderseits Corcy über den Savières-Wald gedrängt

worden waren, wurden die vorgeschobenen Teile der 14. Res.- und 115.

Inf.Div. überall auf das östliche Bachufer zurückgenommen. Auch die

folgenden Tage brachten neue Teilangriffe. Es gelang dem Gegner, die

Deutschen über den Chafosse-Grund (südlich St.-Pierre-Aigle) zurückzu-

drücken und auf dem Ostufer des Savières-Baches Fuß zu fassen. An

anderen Stellen konnten die französischen Vorstöße abgewehrt werden.

Auch am 15. und 16. wurde stellenweise noch gekämpft, der 17. dagegen

verlief überall sehr ruhig. Seit dem Nachmittag des 15. hatte vor der

Front der 9. und Westfront der 7. Armee eine starke feindliche Luft-

sperre eingesetzt.

Zu dem erwarteten französischen Großangriff am 14. oder 15. Juli

war es somit nicht gekommen. Ob der Grund hierfür in der am

15. Juli begonnenen deutschen Offensive zu suchen war, oder ob die

Agentennachrichten und Überläuferberichte auf Irrtümern beruht hatten,

stand dahin. Auf jedem Fall wurde die Lage als entspannt empfunden

und ein Großangriff nicht mehr als wahrscheinlich angesehen. Die

9. Armee zog ihren Antrag auf Überweisung von vier Divisionen zurück.

Andererseits betonte General v. Eben, daß das Halten der Front der

9. Armee trotzdem ständig einer zuverlässigen, nicht übermüdeten Truppe

bedürfe. Zu einer ruhigen Kampffront werde dieser Abschnitt schon

wegen seiner Lage gegenüber Paris nie werden. Zudem sei südlich der

Aisne fast nichts im Stellungsbau geschehen, ein großer Teil der Leute

liege auf der blanken Erde. Die hinter der Front liegenden Divisionen

seien zwar zahlreich, aber numerisch und körperlich so geschwächt, daß

sie für ernste Kämpfe kaum in Betracht kämen, sie seien ausgebrannt.

Schließlich zeigten auch nach der Ansicht des Generals v. Eben die Kämpfe

der letzten Zeit, daß sich eine übermüdete Truppe für das neue Kampf-

verfahren, bei dem der Einfluß der Führer mehr als früher ausgeschaltet

war, nicht eignete. Dazu wären vielmehr an ruhiger Front erholte, auf-

gefüllte Divisionen notwendig.

Die deutsche Offensive beiderseits Reims*) führte nicht zu den er-

strebten Zielen. Der Gegner, der durch die Aussagen von Überläufern

und Gefangenen über die deutschen Absichten bis in alle Einzelheiten

unterrichtet war, entzog sich dem Angriff. Östlich von Reims, in der

Champagne, räumte er seine vorderen Linien fast gänzlich und empfing

________

*) Der "Reims" -- "Marneschutz"-Angriff ist im Band 34 der Schriftfolge

("Der letzte deutsche Angriff, Reims 1918") eingehend dargestellt.

30 Der "Reims" -- "Marneschutz"-Angriff

die Sturmkolonnen in der zweiten, vom Vorbereitungsfeuer der deut-

schen Artillerie nur wenig gefaßten und daher noch völlig unerschütterten

Stellung. Vor ihr blieb der Angriff liegen. Auch westlich von Reims

verteidigten sich die Franzosen in der Hauptsache erst in ihrer zweiten

Stellung; immerhin leisteten sie aber hier auch schon weiter vorwärts

hartnäckigen Widerstand. Den sturmerprobten Angriffsdivisionen der

7. Armee gelang es, die feindliche Gegenwehr zu brechen, zwischen Gland

und Verneuil die Marne zu überschreiten und auch im Reimser Berg-

wald die Linien der Franzosen sowie zweier hier eingesetzter italienischer

Divisionen zu durchstoßen. Am Abend des 15. Juli hatten die Deutschen

südlich der Marne bis zu 8 km Boden gewonnen und auch zwischen dem

Fluß und dem Becken von Reims waren beträchtliche Geländegewinne

erzielt. Trotz dieser taktischen Erfolge konnte es aber keinem Zweifel

unterliegen, daß die Offensive im Großen mißlungen war. Das Ope-

rationsziel -- Abschnürung des Feindes im Reimser Becken durch Ver-

einigung der 7. und 1. Armee in Gegend östlich Epernay -- war nicht

mehr zu erreichen.

Immerhin glaubten Kronprinz Wilhelm und die O.H.L. damit

rechnen zu können, daß der Angriff südlich der Marne noch eine erheb-

liche Erweiterung des bisherigen Erfolges bringen werde. Dies war auch

notwendig, wenn südlich des Flusses eine Dauerstellung gehalten werden

sollte. Nördlich der Marne konnte das Erreichen des Ostrandes des

Bergklotzes südwestlich Reims die Räumung des Reimser Beckens durch

den Feind zur Folge haben. Die Heeresgruppe befahl daher, daß die

7. Armee den Angriff mit aller Kraft fortsetzen sollte. Um aber zu ver-

hindern, daß der Feind seine Reserven sämtlich gegen die 7. Armee ein-

setzte, war auch in der Champagne die Offensive zunächst weiterzuführen.

Der 16. Juli brachte indessen sehr geringe Erfolge. Die 7. Armee

vermochte ihre Linien südlich der Marne nur an einzelnen Stellen vor-

zuschieben, am Nachmittag setzten hier auf der ganzen Front bereits

schwere französische Gegenangriffe, z. T. mit frisch herangeführten Reser-

ven, ein. Im Reimser Bergwald gelang es stellenweise, die zweite

Stellung des Feindes zu durchstoßen, der Höhenrand konnte aber noch

nicht erreicht werden. Der Angriff in der Champagne kam nicht vorwärts.

Das Heeresgruppenkommando entschloß sich nun, die Offensive östlich

Reims endgültig einzustellen. Aber auch die südlich der Marne stehenden

Teile der 7. Armee hatten zur Abwehr überzugehen, lediglich zwischen

dem Fluß und Reims sollte der Angriff zur Gewinnung des Höhen-

Mißlingen des "Reims" -- "Marneschutz"-Angriffs. 31

randes südwestlich Reims fortgesetzt werden. Generaloberst v. Boehn

zog seine noch verfügbaren Reserven heran, um wenigstens dieses letzte

Ziel zu erreichen. Aber am 17. Juli erlosch auch jener Hoffnungsstern.

Vergeblich mühten sich die tapferen Divisionen der 7. Armee in dem zer-

klüfteten, schwierigen Gelände des Reimser Bergklotzes vorwärtszu-

kommen. Der Gegner hatte erkannt, worum das Spiel hier ging und

statt der zum großen Teil abgekämpften Italiener frische französiche

Truppen in dem Kampf geworfen. Schon am Nachmittage wurde es klar,

daß selbst das begrenzte Ziel, den Feind zur Räumung von Reims

zu zwingen, im Rahmen dieser Offensive nicht mehr zu erreichen war.

Eine neue Unternehmung sollte am 21. Juli stattfinden, Reims durch

konzentrischen Angriff der 7. und 1. Armee von Westen, Norden und

z. T. Osten her genommen werden. Hinsichtlich der Fortführung der

Operationen im großen aber war die Oberste Heeresleitung entschlossen,

der "Reims" -- "Marneschutz"-Offensive so bald als möglich den "Hagen"-

Angriff folgen zu lassen. Dessen Vorbereitungen durch die Heeresgruppe

Kronprinz Rupprecht waren bereits soweit fortgeschritten, daß nach dem

Eintreffen der erforderlichen Verstärkungen an schwerer Artillerie,

Minenwerferformationen, Kolonnen usw. der Aufmarsch sofort beginnen

konnte.

Inzwischen hatte sich südlich der Marne die Lage verschärft. Die

französisch-amerikanischen Gegenangriffe gegen diesen Frontabschnitt

hatten an Ausdehnung und vor allem an Stärke ganz außerordentlich

zugenommen, ihr Ziel war einwandfrei die Zurückwerfung der Deutschen

über den Fluß. Im Zusammenhang hiermit hatte der Gegner seine

Tätigkeit gegen die Marneübergänge aufs höchste gesteigert. Neben einer

fast ununterbrochenen Beschießung erfolgten mit nur kurzen Unter-

brechungen Bombenangriffe auf sämtliche Brücken und die sich dort stau-

enden Kolonnen und Truppenabteilungen. Der Nachschub wurde dadurch

ungeheuer erschwert, es gelang nicht, die verhältnismäßig schwache Ar-

tillerie auf dem Südufer mit ausreichender Munition zu versehen.

Unter diesen Umständen schien der 7. Armee die baldigste Zurück-

nahme ihrer südlich der Marne stehenden Divisionen auf das Nordufer

geboten. Auf einen entsprechenden Antrag des Oberkommandos hin ent-

schied Kronprinz Wilhelm, daß das Gelände südlich der Marne auf die

Dauer nicht gehalten und die Räumung vorbereitet werden sollte. Die

O.H.L. erklärte sich mit dieser Anordnung einverstanden, behielt sich aber

den endgültigen Befehl dazu noch vor.

32 Die deutschen Kräfte zwischen der Hochfläche von Nouvron und Reims

Die Besetzung der deutschen Front zwischen der Hochfläche von Nou-

vron und Reims am Morgen des 18. Juli zeigt die Karte 2. Zu ihr ist

noch zu bemerken:

a) 9.Armee: 14. und 6. Inf.Div. waren Eingreifdivisionen der Gruppe Staabs,

28. (bad.) Inf.-, 47. und 1/3 3. Res.Div. waren Eingreifdivisionen der

Gruppe Watter.

Bei der 14. Res.Div. waren auch alle drei Inf.Regter. der 47. Res.-

Div. eingesetzt -- Res.Inf.Regt. 220, wegen starker Verluste zu zwei Ba-

taillonen formiert, stand hinter Res.Inf.Regt.218 -- ; dafür unterstand

ein Inf.Regiment der 14. Res.Div., Res.Inf.Regt.16, der 47. Res.Div.

In der Nacht vom 17./18. Juli hatte die Ablösung der 115. Inf.Div.

durch die 3. Res.Div. begonnen. Deren Füs.Regt. 34 war daher bereits

bei der 115. Inf.Div. eingesetzt. Ein weiteres Drittel der 3. Res.Div. stand

als Eingreifgruppe im Bois de Mauloy (s. o.), der Rest lag als Heeres-

gruppenreserve noch um Launoy.

b) 7.Armee: Eingreifdivisionen waren: 45. Res.Div. bei Gruppe Winckler,

5. Garde-Inf.Div. bei Gruppe Schoeler. Die 33. Inf.Div. bildete die

Reserve der Gruppe Wichura. Als Armeereserve lag die 50. Inf.Div.

hinter Gruppe Borne.

c) Reserven der Heeresgruppe waren: 211. Inf.Div. (um Laon), 46. Res.Div.,

34. Inf.Div., Rest der 3. Res.Div., 51. Res.Div., 10. Inf.Div. und 28. (bad.)

Res.Div.

Im Anmarsch von der 1. und 3. zur 7. Armee waren die 19. (sächs.)

Ers.- sowie die 20. und 9. Inf.Div. Weitere Heeresgruppen-Reserven be-

fanden sich noch hinter der 18. sowie hinter der 1. und 3. Armee.

Von den bei der 9. sowie an der Westfront der 7. Armee ein-

gesetzten Divisionen befand sich ein großer Teil schon seit geraumer

Zeit in Stellung. Mehrere hatten in ihrem Abschnitt zum zweitenmal

eingesetzt werden müssen, nachdem sie erst kurz vorher als ruhebedürftig

und wegen starker Verluste herausgezogen worden waren. Als stark

abgekämpft mußten die 14., 6., 34., 11.bayer. und 211.Inf.Div. sowie

die 14., 45. und 47.Res.Div. angesprochen werden, auch die Gefechtskraft

der 42., 115. und 10.bayer. Inf.Div. sowie der 46.Res.Div. war nur

gering. Aber auch von den Divisionen, die dann noch übrigbleiben,

hatten die meisten noch keinen oder doch nur unzureichenden Ersatz für

die Verluste erhalten, die sie bei eigenen Angriffen oder feindlichen Vor-

stößen erlitten hatten, vollkampfkräftig -- auch nur im Sinne einer

"Stellungsdivision" -- war außer der 40. (sächs..) Inf.Div. kaum eine.

Die an der Süd- bzw. Südostfront der 7. Armee eingesetzten Divi-

sionen waren (mit Ausnahme der 10. Landw.Div.) sämtlich an der

"Reims" -- "Marneschutz"-Offensive beteiligt gewesen und hatten dabei

fast alle stark gelitten. Von der 10. Inf.Div. waren überhaupt nur

Die deutschen Kräfte. -- Nachrichten über den Feind. 33

Trümmer von dem mißlungenen Angriff über die Marne am 15. Juli

zurückgekommen.

Nach den deutscher Seite vorliegenden Nachrichten hatte der

Feind zwischen Oise und Marne etwa die gleiche Zahl von Divisionen

eingesetzt, wie sich bei der 9. und dem Westflügel der 7. Armee in Front

befanden. Im einzelnen standen gegenüber der deutschen 9. die franzö-

sische 10., gegenüber den beiden Westkorps der deutschen 7. der Nord-

flügel der französischen 6. Armee*). Bei der letzteren waren auch einige

amerikanische Divisionen eingesetzt. Ein großer Teil der Verbände des

Gegners stand zweifellos schon ziemlich lange in Stellung, auch bei den

vielen feindlichen Vorstößen waren fast immer wieder die gleichen Divi-

sionen festgestellt worden. Über die französisch-amerikanischen Reserven

besagte eine am 13. Juli von der Nachrichtenabteilung der O.H.L. auf-

gestellte Zusammenstellung, daß sich zu dieser Zeit 13 Divisionen hinter

dem Abschnitt Somme -- Oise, 9 hinter dem Abschnitt Aisne -- Marne

befunden hatten. Einige dieser Divisionen waren inzwischen zur Abwehr

des deutschen Angriffs westlich Reims verwendet worden. Von den

übrigen stand wahrscheinlich ein größerer Teil in dem Waldgebiet von

Compiègne und Villers-Cotterêts.

Über die feindlichen Kräfte zwischen der Marne 4nd Reims hatte

der "Reims" -- "Marneschutz"-Angriff verhältnismäßig genaue Auf-

klärung gebracht. Unbekannt war natürlich, inwieweit der Gegner noch

weitere Teile seiner Heeresgruppe an die Angriffsfront heranführte.

_________

*) Tatsächlich seit dem 17. Juli die ganze 6. Armee.

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