REICHSARCHIV BAND 34, VON SEITE  86 BIS 97

86 Der Angriff der 7. Armee.

80 vorm. war die Brücke bei Vincelles, 915 die bei Verneuil fertig. Beide Brücken wurden aber noch mehrfach durch feindliche Gegenwirkung zeitweilig außer Betrieb gesetzt. Unter der Verzögerung des Brückenbaus litt vor allem das Vorziehen der Artillerie. Es dauerte geraume Zeit, bis wenigstens die Begleitbatterien der Regimenter 66 und Res. 32 die Marne überschritten hatten. Teile des Felda.Regts. 225 griffen daher vorübergehend noch vom nördlichen Marne-Ufer aus in die Kämpfe östlich Troissy ein. Später vollzog sich dann der Übergang erheblich schneller. Außer der Divisionsartillerie (Felda.Regt. 225 und Fußa.Batl. 407) wurde die II./bayer. Felda. 4 über die Marne nachgezogen.

Der Angriff des Res.Inf.Regts. 32 auf Cerseuil blieb im guten Fortschreiten, 1130 vorm. war das Dorf genommen. Bald danach aber stieß das Regiment am Flagot-Grund auf heftigen Widerstand. Das gleiche war beim Inf.Regt. 66 der Fall, das schon um die Höhe östlich Troissy stark zu kämpfen gehabt hatte. Der Angriff auf Mareuil erforderte eine erneute, kräftige Artillerievorbereitung. Diese erfolgte, nachdem allmählich der größte Teil der Batterien nachgekommen und in Stellung gegangen war, in den ersten Nachmittagsstunden. Nun kam der Angriff bei beiden Regimentern wieder in Gang. Nach heftigem Kampf wurde vom I./66 Mareuil-le Port genommen, 620 abds. fiel auch, von Teilen der Regimenter 66 und Res. 32 erstürmt, das zähe verteidigte Leuvrigny, darüber hinaus gingen die 32er auf Clos Davaux, Regt. 66 gegen den Misy-Wald vor. Am Abend lag die vorderste deutsche Linie in Clos Davaux (Res.Inf.Regt. 32) und an der Kiesgrube 1 km südwestlich Oeuilly. Eine feindliche, stark besetzte Stellung befand sich an der von Oeuilly nach Peigne d'Argent führenden Straße. Füs.Regt. 36 hatte inzwischen die Marne in kleinen Trupps überschritten und sich gegen 40 nachm. bei Troissy gesammelt. Später war das III. Batl. dem Inf.Regt. 66 als Reserve zur Verfügung gestellt, der Rest hinter den rechten Flügel der Division gezogen worden. Er sollte, wenn nötig, den Angriff der 37. Inf.Div. aus den Chataigniers-Wald durch Umfassung unterstützen.

War es auch der 113. Inf.Div. gelungen, verhältnismäßig weit vorzustoßen, so hatte doch das eigentliche Tagesziel nur zum kleineren Teil erreicht werden können. Auch hier war im wesentlichen nur die erste feindliche Stellung genommen; der Hauptwiderstand des Gegners stand aus den Höhen westlich des Waldes von Epernay noch zu erwarten.

Erfolge der 113. Inf.Div. - Die Aufgaben der 10. Res.Div. 87

Die 10. Res.Div. sollte mit ihrer Hauptmasse zunächst als Korpsreserve im zweiten Treffen folgen, sich aber schon bald zwischen der 113. und 2. Garde-Inf.Div. in die erste Linie einschieben. Eine aus drei Bataillonen nebst den zugehörigen Begleitwaffen zusammengesetzte ,,Kampfgruppe 1" hatte den Angriff von vornherein im ersten Treffen mitzumachen. Ihr fiel die Aufgabe zu, durch den Nordteil des Bois de Navarre und den Südteil des Trotte-Waldes zu stoßen, Höhe 223 zu nehmen und über die Brücke von Port à Binson das Südufer der Marne zu gewinnen. Weiterhin sollte sich diese Angriffsgruppe möglichst in den Besitz der Höhe 218 (1 km südlich Mareuil-le Port) setzen, um von dort durch Feuerunterstützung den Angriff der 113. und 37. Inf.Div. zu erleichtern. Die Hauptaufgabe der Division war es dann, zwischen der 113. Inf.Div. und der Marne bahnbrechend vorzustoßen, unaufhaltsam Boden gegen Epernay zu gewinnen und durch Eindrehen nach Süden und Norden den Nachbarn vorwärts zu helfen.

Mit Rücksicht auf den Sonderauftrag - Vorstoß über Höhe 223 auf Port à Binson - war der 10. Res.Div. als Verstärkung das aus zwei Bataillonen bestehende Württemb. Gebirgs-Regt., eine besondere Elitetruppe, zugeteilt worden. Ihm hatte der Divisionskommandeur, Genlt. D a ll m e r, noch ein Bataillon des Res.Inf.Regts. 37 (III.) unterstellt. Der Angriffsbefehl der Division sah vor, daß nach Eroberung der Höhe 223 das Gebirgs-Regiment so schnell wie möglich auf Port à Binson vorstürmen und die dortige Straßenbrücke - u. U. statt ihrer die etwas weiter östlich gelegene Behelfsbrücke - in Besitz nehmen sollte. Gleichzeitig hatte das Res. 37er-Batl. mit Stoßtrupps so rasch als angängig die Schleuse südwestlich Vandières zu erreichen und sich stromaufwärts am Marne-Ufer festzusetzen. Von Pionieroffizieren war dann umgehend eine Übersetzstelle zu erkunden, bereits vorher in Marsch gesetztes Schnellbrückengerät dorthin vorzuziehen und mit dem Übersetzen sofort zu beginnen. Dann sollte das Bataillon auf dem südlichen Marne-Ufer gegen Port à Binson vorgehen und bei dessen Inbesitznahme mit dem Gebirgs-Regiment zusammenwirken.

Um aber die Unterstützung der 113. Inf.Div. in ihrem für den Erfolg des ersten Angriffstages ausschlaggebenden Kampf um das Höhengelände südlich Port à Binson und Oeuilly unbedingt sicherzustellen, hatte eine zweite Angriffsgruppe (,,Kampfgruppe 2"), bestehend aus dem Res.Inf.Regt. 37 (ohne III.), einer Begleitbatterie und einer M.W.Kompagnie, sich bei Angriffsbeginn bis unmittelbar hinter die bisherige vorderste Linie vorzuschieben und, sobald von der 37. und 113. Inf.Div.

88 Der Angriff der 7. Armee.

südlich der Marne etwas Boden gewonnen war, den Fluß bei Verneuil zu überschreiten, um dann ebenfalls auf Port à Binson vorzustoßen. Die übrigen Teile der Division sollten später je nach Verlauf des Kampfes über die Marne gezogen und eingesetzt werden. Für die Einnahme von Epernay wurden besonders eingehende Anordnungen getroffen.

Das Württemb. Geb.Regt. war am frühen Morgen des 13.7. in dem Waldlager, in welchem es untergebracht war, vom feindlichen Fernfeuer gefaßt worden und hatte dabei schwere Verluste gehabt. Es hatte mehrere Kompagnien zusammenlegen müssen, seine Frontfeuerstärke betrug nur noch 19 Offiziere, 581 Unteroffiziere und Mannschaften. Der Angriff im Navarre- und Trotte-Wald stieß trotz der gerade an dieser Stelle außerordentlich starken Artillerie- und M.W.Vorbereitung auf heftigsten Widerstand. Der Gegner verteidigte sich aufs hartnäckigste in seinen zahlreichen M.G.Nestern, seine Batterien waren keineswegs niedergekämpft, ihr Feuer schlug in unverminderter Stärke in die Angreifer. Trotzdem gelang es der ,,Kampfgruppe 1" vorwärtszukommen. 515 vorm. war Höhe 223, 530 vorm. Höhe 235 (im Südteil des Trotte-Waldes) genommen, einige Zeit später auch das Dorf Vandières erreicht. Am Osthang der Höhe 223 und in dem von Vandières zur Marne hinstreichenden Grunde zogen sich die Res. 37er und die Württemberger an den Fluß, 650 vorm. war von den letzteren die Schleuse südlich Van-dières, etwa eine Stunde später vom III./Res. 37 die Marne nördlich von Troissy erreicht. Wieder mußte heftige feindliche Gegenwehr überwunden werden. Hinter Drahtverhauen, in Stichgräben und Widerstandsnestern lag der Gegner am Südufer, besonders an der dortigen Bahnlinie, gut eingenistet. Erst nach Eingreifen der Begleitbatterien konnte von 920 vorm. ab der Übergang des III./Res. 37 bei Troissy beginnen, gleichzeitig überschritt auch eine Kompagnie des Gebirgs-Regiments mit einem Maschinengewehrzug den Fluß an der Schleuse. In langsamem Vorwärtsdringen, durch Artillerie- und M.G.Feuer vom Nordufer unterstützt, wurde das Gelände südlich der Marne an beiden Übergangsstellen gesäubert. Die Masse der Württemberger war auf dem Nordufer geblieben, um 1000 vorm. wurde dort der Angriff wieder auf-genommen. Nach Westen vorgehend, stießen die Gebirgler aber schon sehr bald auf eine feindliche Riegelstellung, die sich vom Flußtal zum Bois de Narrey hinaufzog. Nach längerem, gemeinsam mit dem rechten Flügel der 2. Garde-Inf.Div. geführtem Kampfe, bei dem die II./Res.Felda. 10 vorzügliche Hilfe leistete, konnte aber wenigstens der unmittelbar an der Marne liegende Teil durchbrochen werden. Damit

Württ. Geb.R. u. III./Res. 37 gewinnen die Kriegsbr. östl. Port à Binson 89

schien die Bahn zur Brücke von Port à Binson frei, gegen 1215 nachm. gelangten Stoßtrupps der Württemberger auf dem Nordufer bis in die Höhe der nordwestlich des Dorfes gelegenen Marne-Insel. Weiter ging es aber zunächst nicht vorwärts, der Weg nach Port à Binson selbst wurde durch das rasende Feuer der französischen Maschinengewehre gesperrt. Immerhin konnten die bis zur Marne-Insel vorgedrungenen Teile jetzt den die Riegelstellung noch immer haltenden Gegner mit M.G.Feuer in der Flanke und im Rücken fassen. Der Angriff gegen diese Stellung kam dadurch in Fluß, um 130 nachm. drangen die sieg-reichen Gebirgsschützen in den französischen Graben ein.

Inzwischen hatten sich auch die auf das Südufer der Marne übergegangenen Teile des Gebirgs-Regiments und das III./Res. 37 gegen Port à Binson gewandt. Zwischen dem Fluß und der Bahnlinie vorgehend, waren sie zunächst bis in Höhe von Mareuil gekommen. Das von dorther in die Reihen der Deutschen schlagende heftige feindliche M.G.Feuer machte längere Zeit hindurch eine Fortsetzung des Angriffs unmöglich, allmählich aber vermochten die deutschen Batterien den Gegner niederzuhalten. Während Mareuil vom Inf.Regt. 66 der 113. Inf.-Div. angegriffen wurde, drangen die Württemberger und Res. 37er zwischen 30 und 40 nachm. gegen Port à Binson vor. Es gelang ihnen, in den Westteil des Dorfes einzudringen. Fast gleichzeitig erreichten auch auf dem Nordufer der Marne zwei Kompagnien des Gebirgs-Regiments, welches nach dem Fall der Riegelstellung den Angriff strom-aufwärts wieder aufgenommen hatte, die Straße Port à Binson-Chatillon. Die Straßenbrücke von Port à Binson, schon vor mehreren Stunden vom Gegner gesprengt, lag unbenutzbar in der Marne. Aber nur 200 m weiter östlich befand sich noch eine Kriegsbrücke, welche kaum beschädigt war. Den auf dem Südufer vordringenden Württembergern und Res.37ern gelang es, in scharfem Nachdrängen hinter dem weichenden Feind Port à Binson nach Osten hin zu durchstoßen und die Kriegsbrücke zu gewinnen; auf Ihr konnte 530 nachm. die Masse des Gebirgs-Regiments den Fluß überschreiten. Wieder stieß indessen das weitere Vordringen der ,,Kampfgruppe 1" auf hartnäckigen Widerstand. Vom Nordufer her aus der Gegend von Beuil sowie aus dem Bois de Misy und von den Berghängen bei Oeuilly schlug den Stürmern heftiges M.G.Feuer entgegen. Erst nachdem die Artillerie hier Luft geschaffen hatte, gelang es, nach hartem Kampf mit dem sich äußerst zäh verteidigenden, langsam von Abschnitt zu Abschnitt zurückgehenden Feind zwischen 60 und 90 abends den Misy-Wald gemeinsam mit dem Inf.Regt. 66 der 113. Inf.-

90 Der Angriff der 7. Armee.

Div. teilweise zu nehmen und bei Einbruch der Dunkelheit in Oeuilly einzudringen. Der Plan, das Württemb. Geb.Regt. auf Kraftwagenkolonnen auf der Straße nach Epernay vorstoßen zu lassen, mußte infolge des sich immer mehr verstärkenden feindlichen Widerstands aufgegeben werden.

Von den übrigen Teilen der 10. Res.Div. war inzwischen die ,,Kampfgruppe 2" (vgl. S.87) teils auf der Brücke von Verneuil, teils an der Übersetzstelle nördlich Troissy über den Fluß gegangen und dem III./Res. 37 gefolgt, dessen Aufgaben nach beendeter Einnahme von Port à Binson das II. Batl. übernommen hatte. Die Masse der Division, insbesondere Füs.Regt. 37 und Inf.Regt. 155, stand seit den frühen Morgenstunden im Bois de Navarre und Bois de Trotte zum Vorgehen bereit. Am Abend wurde Regt. Steinmetz (Füs.Regt. 37) nach Vandières vorgezogen. Inf.Regt. 155 ging - teils durch Übersetzen an der Schleuse südlich Vandières' teils über die inzwischen fertiggestellte Brücke nördlich Troissy - auf das Südufer der Marne und rückte dann bis Mareuil-le Port vor. Auch der Rest des Res.Felda.Regts. 10, III./Felda. 34 und einige schwere Batterien, überschritten den Fluß.

Der Erfolg, den die am Angriff beteiligten Truppen der 10. Res.Div. an diesem Tage gehabt hatten, war groß, die Verluste hielten sich im Hinblick auf die Schwere des Kampfes in erträglichen Grenzen; das Württemb. Geb.Regt. hatte allerdings 2 Offiziere, 140 Unteroffiziere und Mannschaften*) verloren. Das Ziel des ersten Angriffstages für die 10. Res.Div., Epernay, war aber nicht erreicht worden.

Für die den linken Flügel der Gruppe Conta bildende 2. Garde Inf.Div. kam es vor allem darauf an, nach Wegnahme der beherrschenden Höhe nördlich der les Grands Essarts Fe westlich des Bois de Rarrey so schnell wie möglich die feindliche Stellung nordwestlich Chatillon zu durchstoßen und gegen Montigny hin aufzurollen, dabei ohne Aufenthalt den Belval-Grund zu überschreiten, die links benachbarte 195. Inf.Div. mit vorzureißen und, an der Marne vorstürmend, Ay zu erreichen.

Die Division stellte sich mit den Regimentern Franz (2. Garde-Gren.Regt.) und Alexander (1. Garde-Gren.Regt.), beide mit ihren Begleitwaffen, in erster Linie bereit, Regt. Augusta (4. Garde-Gren.Regt.) bildete die Divisionsreserve und sollte hinter der Mitte und dem linken

*) Davon 2 Offze., 25 Uffze. und Mannsch. tot.

Erfolgreicher Angriff der 2. Garde-Inf.Div. 91

Flügel folgen. Auf dem äußersten rechten Flügel der Division stand im Walde von Trotte noch das II./Res. 116 der bislang hier als Stellungsdivision eingesetzten 28. Res.Div.*); es sollte den Angriff bis zur beendeten Einnahme des Bois de Trotte mitmachen und war hierzu dem Regt. Franz unterstellt.

Der Vormarsch in die Bereitschaftsräume und die Bereitstellung selber verliefen, abgesehen von den unvermeidlichen Reibungen, trotz des feindlichen Störungsfeuers planmäßig und ohne wesentliche Verluste. 450 vorm. traten die vordersten Kompagnien hinter der Feuerwalze zum Sturm an. Die Eroberung des Trotte - Waldes gelang dem II./Res. 116 erst nach schwerem, verlustreichem, bis zum Mittag währen-dem Kampfe. Regt. Franz vermochte, das Bois de Trotte nördlich umgehend, zunächst schneller vorwärtszukommen. Erst auf Höhe 227 (hart nordöstlich der les Grands Essarts Fe) hemmten zahlreiche vom deutschen Artilleriefeuer nicht gefaßte M.G.Nester seinen Ansturm, so daß der unmittelbare Anschluß an die Feuerwalze verlorenging. Immerhin war die Höhe um 620 vorm. überschritten, gleich darauf konnte auch Vandières genommen werden, - nur im Schloß hielt sich noch bis 120 mittags eine tapfer kämpfende französische Abteilung - und gegen 645 vorm. langten die beiden in vorderster Linie eingesetzten Bataillone (F. und II.) südlich des Rarrey-Waldes vor der stark besetzten zweiten feindlichen Stellung an. Der Einbruch in diese gelang indessen zunächst nicht. Die Feuerwalze war inzwischen völlig weggelaufen, anderweitige Artillerieunterstützung nicht vorhanden, auch die Begleitbatterie, 3./2. G.Felda., hatte noch nicht nachkommen können.

Auch der Angriff des Regts. Alexander war zunächst rasch vorwärtsgekommen; bereits 645 hatte das Regiment gemeldet, daß seine vorderste Linie über die la Grange aux Bois Fe hinaus wäre und ein feindlicher Gegenstoß abgeschlagen worden sei. Bald drangen die stürmenden Kompagnien in das Bois de Rarrey ein, das im engen Anschluß an die voranschreitende Feuerwalze durchstoßen wurde. Als die Garde Grenadiere aber aus dem Ostrand des Waldes heraustraten, schlug ihnen aus der von der Südspitze des Bois de Rarrey nördlich an Mon-

*) Res.Inf.Regt. 116 gehörte kriegsgliederungsmäßig zur 103. Inf.Div., war aber seit dem 11. Juli in seiner Stellung im Trotte-Walde taktisch der 28. Res.-Div. unterstellt. Für eine etwaige Unterstützung des II./Res. 116 stand hier übrigens auch das ebenfalls der 103. Inf.Div. angehörende, dem Res.Inf.Regt. 116 als drittes Bataillon angegliederte III./Landw. 85 bereit; das Bataillon kam aber nicht zum Einsatz.

92 Der Angriff der 7. Armee.

tigny vorbei nach Nordosten laufenden französischen Stellung heftiges Feuer entgegen. Es gelang dem Regiment noch, seinen linken Flügel bis an die Straße Montigny-Baslieux vorzuschieben, dann aber lagen bald nach 90 vorm. beide Bataillone fest, der Anschluß an die Feuerwalze ging verloren.

Inzwischen hatte sich das Vorziehen der Artillerie den Angriffsbefehlen entsprechend vollzogen, allmählich begann eine nach der anderen der deutschen Batterien das Feuer gegen die französische Stellung aufzunehmen. General v. Conta befahl, den Infanterieangriff erst nach ausreichender Artillerievorbereitung zu unternehmen. Ehe dieser Befehl aber an die Regimenter Franz und Augusta weitergegeben werden konnte, war der Angriff bei beiden bereits wieder in Fluß gekommen. Bald nach 1230 nachm. meldete der Kommandeur des 1.Garde-Gren.-Regts. Maj. v. Wedekind, daß sein Regiment die französische Stellung auf eigenen Entschluß hin angegriffen, durchbrochen und nach beiden Seiten hin aufgerollt habe; Montigny war genommen. Unmittelbar danach traf auch vom Regt. Franz die Meldung ein, daß es von Süden her die feindliche Stellung aufgerissen habe und im Vordringen sei. Kurze Zeit später drangen die ersten Stoßtrupps in Chatillon ein, gegen 30 nachm. war das Dorf völlig genommen.

Der Angriff blieb üunmehr bei beiden Regimentern in Fluß. Zwar verteidigte sich der Gegner zähe, jeder Farmhof, jeder Bachabschnitt, jeder Waldstreifen mußte ihm einzeln entrissen werden; trotzdem war bis zum Abend die Linie Reuil-sur Marne-Binson Orquigny-Villers-sous Chatillon erreicht. Östlich dieser Dörfer leisteten die Franzosen noch heftigen Widerstand.

Regt. Augusta war entsprechend dem Fortschreiten des Angriffs nachgezogen worden. Gegen Mittag hatte der Divisionskommandeur, Genlt. v. F r i e d e b u r g, das F., später auch das II. Batl. hinter den linken Flügel des Alexander-Regts. geschoben. Eine Kompagnie wurde am Nachmittag vorübergehend zwischen 1. und 2. Garde-Gren.Regt. eingesetzt.

Die Beute der 2. Garde-Inf.Div. betrug über 1000 Gefangene, vier Batterien und eine große Anzahl von Maschinengewehren und Minenwerfern. Die Division hatte im entschlossenen Anlauf die ihr gegenüberliegenden feindlichen Stellungen überwunden. Ob eine weitere Ausnutzung dieses Erfolges möglich sein würde, mußte der nächste Tag zeigen.

Aufgaben der Gr. Schmettow - Kämpfe der 195. Inf.Div. 93

Die 28. (bad.) Res.Div. hatte sich im Laufe des Tages im Raume Vincelles-Bois de Navarre- St.Gemme gesammelt. II./Res. 110, welches den Angriff im Bois de Navarre mitgemacht hatte (vgl. S. 85), trat zur Division zurück II./Res. 116 und III./Landw. 85 wurden nach Be-endigung des Kampfes im Trotte-Wald zu ihrer Division (103. Inf.-Div.) entlassen.

* *

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Genlt. Gr. v. S ch m e t t o w hatte in den für seine Gruppe erlassenen Angriffsbefehlen als deren Aufgabe bezeichnet, durch Wegnahme des Waldgebiets nordwestlich Epernay die linke Flanke der Gruppe Conta zu sichern und dem bei Reims stehenden Gegner den Weg nach Epernay zu sperren. Dazu mußte der rechte Flügel der Gruppe Schmettow baldigst die Straße Epernay-Reims überschreiten. Der Schwerpunkt des Angriffs lag also auf der rechten Korpshälfte. Der Hauptstoß sollte überall außerhalb der Wälder geführt werden; diese waren frontal zu durchstoßen, aber zugleich nach Möglichkeit zu umfassen.

Der auf dem rechten Flügel der Gruppe Schmettow angreifenden 195. Inf.Div. fiel vor allem die Inbesitznahme bes wichtigen Rodemat-Waldes sowie der beherrschenden Höhe 263 westlich Fleury-la Rivière zu. Die Division griff mit den Jäg.Regtrn. 14 und 8 in vorderer Linie an, Jäg.Regt. 6 folgte als Reserve. Der Angriff des Regts. 14 ging aus dem rechten Flügel gut vorwärts, das hier eingesetzte Res.Jäg.Batl. 19 hatte sich bis gegen 80 vorm. durch den Rarrey-WaId hindurchgearbeitet und erreichte um 830 die Straße Montigny-Baslieux. Das als linkes Angriffsbataillon des Regts. 14 vorgehende Res.Jäg.Batl. 15 stieß dagegen auf heftigen Widerstand des hier keineswegs niedergekämpften Feindes und kam nur sehr langsam vorwärts. Das gleiche war zunächst bei dem Res.Jäg.Batl. 24, dem rechten Angriffsbataillon des Regts. 8, der Fall, welches nördlich Cuisles längere Zeit festgehalten wurde. Auf dem äußersten linken Flügel wiederum gewann der Angriff des Res.Jäg.Batls. 4 rasch Gelände, gegen 815 vorm. lag das Bataillon vor Baslieux. Der Kommandeur der 195. Inf.Div., Generalmajor Weidner, hatte den Eindruck, daß der Erfolg bei dem linken Regiment, Jäg.Regt. 8, heranreifte. Demgemäß setzte er die Divisionsreserve, Jäg.Regt. 6, dorthin in Marsch; das Regiment sollte, falls notwendig, im Abschnitt des 8. Regiments eingesetzt werden, während Jäg.Regt. 14 sich selber helfen mußte. 845 vorm. war Baslieux nach heftigem Kampf vom

94 Der Angriff der 7. Armee.

Jäg.Regt. 8 zum größeren Teil genommen, dagegen wurde um Cuisles, besonders um das stark besetzte Schloß südlich des Dorfes, noch immer gekämpft, erst in den späten Nachmittagsstunden konnte hier der von allen Seiten eingeschlossene, tapfere Gegner bezwungen werden. Inzwischen war das Jäg.Regt. 8 über Baslieux weiter vorgedrungen, gegen 1130 vorm. befand sich sein linker Flügel bei Menicourt, im engen Anschluß an das Inf.Regt. 83 der 22. Inf.Div., welches zu dieser Zeit auf Höhe 223 (östlich Cuchery) lag. Auch Jäg.Regt. 14 hatte, nachdem das Res.Jäg.Batl. 15 nachgekommen war, den Angriff wieder aufgenommen und sich aus dem Belval-Grund gegen die feindliche Stellung im Rodemal-Walde vorzuarbeiten begonnen. Ein durch Divisionsbefehl von 140 nachm. angeordneter Stoß des linken Flügels über Orcourt-Grand Prè auf Montorgueil wurde bald darauf auf einen Befehl des Gruppenkommandos hin (vgl. S. 98) in eine mehr südliche Richtung umgelenkt und die ganze Division gegen die Marne hin abgedreht, um der rechts benachbarten 2. Garde-Inf.Div. das Vorgehen zu erleichtern. Die Aufgaben der 195. sollte die 12. bayer. Inf.Div. übernehmen, die sich zwischen der 195. und 22. Inf.Div. in das erste Treffen einzuschieben hatte. Um den Stoß in der neuen Angriffsrichtung möglichst kräftig zu gestalten, wurde bei der 195. Inf.Div. das Jäg.Regt. 6 nunmehr zwischen den Regimentern 14 und 8 eingesetzt, es säuberte zunächst den vom Gegner noch gehaltenen Südwestteil von Baslieux. Der gemeinsame Angriff der drei Jäger-Regimenter auf das Bois de Rodemat wurde von der inzwischen nachgezogenen Artillerie gut unterstützt, zwischen 40 und 50 nachm. waren die Jäger überall in den Wald eingedrungen. In dem dichten Unterholz, in welchem stellenweise noch Schwaden von Blaukreuzgas lagen, ging es nur schrittweise vorwärts. Die auf französischer Seite hier eingesetzten Kolonialtruppen (Senegalneger) wehrten sich tapfer. Der Kampf dauerte bis in die Dunkelheit hinein. Schließlich erreichte die Division mit dem rechten Flügel den Hang westlich der Fe des Savarts, mit dem linken die freie Fläche westlich Grand Prè; die Mitte war bis in den Wald von Haute Charmoise eingedrungen.

Die Hauptaufgaben der 22. Inf.Div. waren vor allem rasche Gewinnung des Bergrückens westlich Belval - dies sollte das Vorwärtskommen der 195. Inf.Div. erleichtern! - und ein schnelles Durchdringen des Nanteuil- und Courton-Waldes, um von dort aus die Straße Epernay-Reims durch Feuer zu sperren. Zur Unterstützung des Angriffs

Die 195. Inf.Div. dringt in den Rodemat-Wald ein. - Erfolge der 22. Inf.Div. 95

auf die Dörfer Ia Neuville-aux Larris und Paradis stand der Division die Sturmpanzerwagen-Abt. 1 zur Verfügung.

Die Bereitstellung verlief planmäßig. Pünktlich um 430 vorm. traten die Inf.Regtr. 83 und 167 in vorderer Linie an, Inf.Regt. 82 folgte als Reserve. Beim Regt. 83 kamen die beiden Flügel ohne allzugroße Schwierigkeiten vorwärts, sie erreichten, immer noch dicht hinter der Feuerwalze, Cuchery und den Südostrand des Bois de la Cohette. Die Mitte wurde jedoch in diesem Walde durch zahlreiche unerschütterte M.G.Nester aufgehalten und verlor schon hier den Anschluß an die Walze. Es dauerte geraume Zeit, bis der feindliche Widerstand mit Hilfe der Begleitbatterie, 2./Felda. 11, gebrochen war, erst um 1030 vorm. War der Cohette-Wald gesäubert. Inzwischen hatte sich die auf dem rechten Flügel des Regiments vorgehende 5. Komp. hinter der Feuerwalze weiter vorgearbeitet und Höhe 223 (900 m östlich Cuchery) erreicht. Dort mußte sie aber zunächst halten bleiben, da die Anschlußtruppen noch weit zurück waren; erst gegen Mittag wurde sie von stärkeren Teilen ihres Regiments aufgenommen.

Inf.Regt. 167 hatte längere Zeit. um das Dorf Champlat und den Nordausgang des hartnäckig verteidigten la Neuville zu kämpfen, so daß der Anschluß an die Feuerwalze verlorenging. In dem zähen Ringen um beide Orte brachten die Panzerwagen der Abt. 1 die Entscheidung. Um 60 vorm. war Champlat genommen und um 627 vorm. erreichte ein vom Lt. d. R. V i e tz e geschickt geführter Kampfwagen la Neuville, das eine Stunde später im Besitz der 167er war. Zahlreiche Italiener wurden hier zu Gefangenen gemacht. Die willkommene Unterstützung der Panzerwagen auch weiter ausnutzend, ging das Regt. 167 jetzt gegen Paradis vor. Nach Überwindung zähen Widerstands war auch dieser Ort um 20 nachm. erstürmt. Die Fortsetzung des Angriffs am Nachmittag brachte zunächst noch weitere Erfolge, es gelang, zwei Batterien zu nehmen und mehrere M.G.Nester zu erledigen. Dann aber stieß das erschöpfte Regiment, dem um 20 nachm. das I./82 zur Verstärkung zugeteilt worden

war, - das Bataillon war auf dem rechten Flügel des Regiments 167 eingesetzt worden - auf eine stark besetzte feindliche Stellung am Wege Fleury-Marfaux. Der Versuch, sie nach kurzer Artillerievorbereitung zu durchstoßen, blieb erfolglos.

Inf.Regt. 83 hatte um 230 nachm. den Angriff gegen den noch im Walde westlich Belval festsitzenden Feind wieder aufgenommen, war aber unter erheblichen Verlusten durch M.G.Feuer liegengeblieben.

96 Der Angriff der 7. Armee.

Erst am späten Abend gelang es, bis zum Ostrand des Waldes vorzustoßen, wo sich die Kompagnien eingruben.

Inf.Regt. 82, das in der Bereitstellung Verluste gehabt hatte, war im Laufe des Vormittags bis la Neuville nachgezogen worden. Bald nachdem dann um 20 nachm. das I. Batl. dem Regt. 167 zur Verfügung gestellt worden war (s. o.), erhielt das Regiment den Befehl, mit den beiden anderen Bataillonen links vom Inf.Regt. 167 zum Angriff gegen die feindliche Stellung im Courton-Wald vorzugehen. Gegen 50 nachm. setzten sich II. und III./82 von Ia Neuville in Marsch, der Angriff blieb aber auch hier vor der feindlichen Stellung liegen. Seine Fortsetzung wurde für den frühen Morgen des 16. Juli befohlen.

Auf dem linken Flügel der Gruppe Schmettow hatte die 123. (sächs.) Inf.Div. die linke Flanke des Angriffs der 7. Armee zu sichern und die 22. Inf.Div. beim Kampfe um den Courton-Wald zu unterstützen. Der Divisionskommandeur, Genlt. L u c i u s, setzte die Infanterie-Regimenter 178 und 351 in erster Linie ein, Res.Inf.Regt. 106 hatte zunächst als Reserve zu folgen. Der Angriff des Regts. 178 sollte von einem, der des Regts. 351 von zwei Wagen der Sturmpanzerwagen-Abt. 1 unterstützt werden.

Das Einnehmen der Bereitstellungsräume verlief überall planmäßig, bereits um 40 vorm. schoben sich die vorderen Wellen der Infanterie bis dicht an die feindlichen Stellungen heran, und um 450 vorm. setzte auch hier auf der ganzen Linie der Angriff hinter der voranschreitenden Feuerwalze ein. Das erste Vorbrechen der Sturmwellen wurde durch das Feuer mehrerer M.G.Kompagnien der hier vordem als Stellungsdivision eingesetzten 12. bayer. Inf.Div. aus stark überhöhenden Stellungen zwischen Baujacourt und Chambrecy sowie von Höhe 192 (nördlich Chambrecy) ausgezeichnet unterstützt.

Der Angriff des Inf.Regts. 178 kam zunächst gut vorwärts. Aber schon als sich die vorderen Wellen des II. Batls. dem Courton-Walde näherten, verstärkte sich der feindliche Widerstand erheblich, die Feuerwalze lief weg. Mit Hilfe des Panzerwagens und der hier zu besonderer Wirkung kommenden Maschinengewehre konnte der Waldrand trotzdem nach kurzem Kampf genommen werden. Das Bataillon machte zahlreiche Gefangene, mehrere M.G. wurden erbeutet. Gleichzeitig war auch III./178 über Cohèdon durch die Nordspitze des Courton-Waldes gestoßen, an dessen Rand entlang es über Nappes und Haies weiter

Die 123. Inf.Div. wirft den Gegner über den Ardre-Grund zurück. 97

vorging. Bei dem Kampf um Nappes griff der dem Regiment zugeteilte Panzerwagen wieder mit guter Wirkung ein. Das II.- Batl. hatte im Bois de Courton weiterhin schwer zu kämpfen. In dem unwegsamen, mit dichtem Unterholz durchsetzten Waldgelände war die Verbindung mit den Begleitwaffen teilweise verlorengegangen, Artillerie und Minenwerfer konnten nur auf Umwegen folgen. Äußerst heftige Gegenwirkung, zahlreiche Führerausfälle und das Durcheinanderkommen der Verbände gestalteten hier die Gefechtsführung schwierig. Immerhin konnte das Bataillon, unterstützt durch Teile von I./178, bis etwa zum Wege Fleury-Marfaux vordringen. Dort stieß es in den ersten Nachmittagsstunden auf eine stark besetzte feindliche Stellung, in die es trotz Einschubes des Rests von I./178 und Unterstützung durch das III./Res. 106 nicht mehr einzudringen vermochte. III./178 hatte östlich Nappes und bei Espilly hartnäckigen Widerstand überwinden müssen und auch durch starkes feindliches Artilleriefeuer aus Gegend Pourcy zu leiden gehabt. Trotzdem gewann das Bataillon langsam aber stetig Raum und erreichte, nachdem ihm u. a die Erstürmung einer Feldbatterie nördlich Espllly gelungen und der Gegner schließlich über die Ardre zurückgegangen war, das Tagesziel. Die Ardre-Mühle wurde besetzt, Sicherungen wurden bis an die Straße Pourcy-Marfaux vorgetrieben.

Inf.Regt. 351 hatte bereits am Westhang des Bois d'Eclisse zahlreiche stark besetzte Widerstandsnester zu überwinden. Stellenweise zwangen Gasschwaden, die in dem dichten Gestrüpp noch lagerten, zum Aufsetzen der Masken. Es gelang aber allmählich doch, den Wald zu durchstoßen, wobei viele Gefangene gemacht wurden und reiche Beute an Maschinengewehren, Minenwerfern und Geschützen In die Hand der Angreifer fiel. Verhältnismäßig schnell drang das Regiment dann bis zur Ardre vor, das Dorf Chaumuzy und Chaumuzy-Mühle wurden mit Unterstützung der beiden zugeteilten Panzerwagen genommen. 930 vorm. war überall der Feind über die Ardre zurückgeworfen.

Nachdem Inf.Regt. 178 den Nordzipfel des Courton-Waldes und Regt. 351 das Bois d'Eclisse genommen hatten, war zwischen beiden das I./Res. 106 eingeschoben worden. Das Bataillon gewann schnell Anschluß an die Feuerwalze und erreichte den Ardre-Grund, Sicherungen besetzten Marfaux. Von den beiden anderen Bataillonen des Regiments wurde das IIL dem Inf.Regt. 178 zur Verfügung gestellt (s. o.), das

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