REICHSARCHIV BAND 34, VON SEITE  74 BIS 85

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der südlich der Marne stehenden Artillerie Munition nachzuführen. Erst am Nachmittag ließ das feindliche Artilleriefeuer gegen die Übergänge nach.

Trotz starken feindlichen Feuers, das den Truppen der 200. Inf.Div. bereits auf dem Wege zu den Bereitstellungsplätzen und auf diesen selbst nicht unerhebliche Verluste beigebracht hatte, war der Marneübergang der Jäger-Regimenter 5 und 3 westlich und südlich Treloup rechtzeitig begonnen worden. Jäg.Regt. 4 stand als Divisionsreserve nördlich Treloup im Forêt de Ris bereit und sollte, dem Jäg.Regt. 3 folgend, zunächst bis südlich Soilly nachrücken. Der Brückenschlag war im Abschnitt der 200. Inf.Div. östlich Courcelles (leichte Pontonbrücke) und halbwegs Treloup-Dormans (schwere Pontonbrücke) vorgesehen, die Sturmausgangsstellung bildete auch hier der Bahndamm.

Das Übersetzen stieß an sämtlichen Übergangsstellen auf große Schwierigkeiten. Mit erstaunlicher Genauigkeit lag das feindliche Feuer auf ihnen, mehrere Pontons erhielten Volltreffer, ihre Besatzung ertrank. Besonders die hier tätigen Pionierkompagnien (1. und 2./Pi. 20) erlitten schwere Verluste. Ihrer aufopfernden Hingabe war es vor allem zu verdanken, daß trotzdem das Übersetzen an allen Stellen rechtzeitig gelang und die Jäg.Regtr. 5 und 3 450 vorm. aus der Sturmausgangsstellung hinter der Feuerwalze antreten konnten.

In einem Zuge erreichen die Jäger die das Marnetal beherrschende Höhe 234; Soilly, vom Gegner nur schwach verteidigt, fällt durch Umfassung. Unaufhaltsam geht es weiter, die Truppe bleibt überall dicht an der Feuerwalze. 645 vorm. ist bereits bei geringen eigenen Verlusten die Bourdonnerie Fe erreicht, eine Stunde später liegt der Rû des Vc. Près-Abschnitt vor den vordersten Kompagnien. Hier erwarten die französischen Reserven den Ansturm der Deutschen.

Dem Jäg.Regt. 5 glückt es, mit Teilen des Res.Jäg.Batls. 23 gegen 80 vorm. durch la Chapelle durchzustoßen und in die zweite feindliche Stellung einzudringen. Stärkstes Artilleriefeuer des Gegners zwingt jedoch dazu, Chapelle wieder aufzugeben. Die auf dem Nordhang des Rû des V. Près-Abschnitts liegenden Schützenlinien werden fast restlos zusammengeschossen. Jetzt führt der Regts.Kommandeur, Major v. W o d t k e , in der vordersten Linie seiner Jäger vorgehend, seine Reserven zuin umfassenden Angriff östlich la Chapelle heran. Es gelingt, Chézy zu nehmen und bis zum Bachtal selbst vorzustoßen. Aber das

Auch die 200. Inf.Div. dringt bis zum Rû des Vc Prés vor. 75

überwältigende Feuer der ungebrochenen feindlichen Artillerie aus dem Walde von Rongis setzt auch hier jedem weiteren Vorkommen ein Ziel.

Beim Jäg.Regt. 3 verläuft der Angriff in gleicher Weise. Schweres Feuer der unerschütterten französischen Batterien und M.G.Nester empfängt die Angreifer beim Vorgehen ans dem Südrande des Waldes. Trotzdem gelingt der Einbruch in die zweite feindliche Stellung bei les Pozards Fe. Hier werden vier Geschütze im Handgemenge erobert. Feindliche Infanterie und Artillerie, die vor der links benachbarten 1. Garde-Inf.Div. zurückweicht, kann von den Waldstücken südlich der Clos Milon Fe aus durch die Maschinengewehre der Jäger wirksam gefaßt werden. Dann aber müssen auch hier die zusammengeschossenen Jäger-Bataillone bis zum Waldrande zurück, an dem sie sich trotz des schweren feindlichen Feuers behaupten. Auch der rücksichtslose Einsatz der Begleitbatterien, 5. und 6./Felda. 22 sowie 2. und 3./Fußa. 26, die inzwischen herangekommen sind, vermag den auf den deutschen Angriff vollständig vorbereiteten Gegner nicht zu erschüttern. In den Mittagsstunden ist es klar, daß der Angriff vorläufig zum Halten gekommen ist und erst eine erneute Artillerievorbereitung den Einbruch in die feindliche Stellung südlich des Rû des Vc. Prés ermöglichen kann.

Jäg.Regt. 4 war Inzwischen 630 vorm. angetreten und hatte bald nach 80 vorm. die Marne teils auf der inzwischen fertiggestellten Pontonbrücke zwischen Treloup und Dormans (Res.Jäg.Batle. 5 und 6), teils an der Übersetzstelle des Jäg.Regts. 3 südöstlich Treloup (Jäg.Batl. 11) überschritten. Das Regiment stellte sich dann befehlsgemäß südlich Soilly zur weiteren Verwendung bereit. Feindliches Artilleriefeuer und Fliegerangriffe verursachten Verluste.

Der Brückenschlag gestaltete sich im Abschnitt der 200. Inf.Div. besonders schwierig. Wiederholt wurden die Brückenanfänge von der feindlichen Artillerie zerschossen oder durch Fliegerbomben getroffen. Der Bau der Pontonbrücke östlich Conrcelles mußte zunächst aufgegeben werden, so daß sich alles an der Brücke zwischen Treloup und Dormans zusammendrängte. Zahlreiche feindliche Bombengeschwader, z. T. bis zu 12 Flugzeuge stark, richteten unter den sich an der Brücke stauenden Kolonnen große Verheerungen an.

Die auf dem linken Flügel der Gruppe Wlchura eingesetzte 1. GardeInf.Div. hatte in vorderer Linie das 1. und 2. Garde-Regt. z F. hart westlich Chassins und etwa 500 m westlich Vincelles bereitgestellt. Bei beiden Regimentern befanden sich außer den drei eigenen Bataillonen

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noch zwei Kompagnien des I./4. G., welches den Sonderauftrag hatte, das vor der Mitte des Angriffsabschnitts gelegene Städtchen Dormans zu nehmen. Die übrigen Teile des 4. Garde-Regts. standen als Divisionsreserve westlich la Chapelle-Hurtay im Forêt de Ris bereit. Die Übersetzstellen - für jedes der in erster Linie eingesetzten RegImenter je zwei - lagen 600 bis 800 m unter- und oberstrom der zerstörten Brücke von Dormans. An Pontonbrücken waren eine leichte halbwegs Dormans-Vincelles und eine schwere dicht westlich Dormans vorgesehen, sie sollten später durch eine Behelfsbrücke 1 km südlich Chassins und die wiederhergestellte Straßenbrücke von Dormans ersetzt werden.

Die Bereitstellung war hier planmäßig verlaufen, auf dem Wege zu den Übersetzstellen hatte es einige Verluste gegeben. 30 vorm. begann der Übergang östlich, zehn Minuten später auch westlich Dormans. Das Marnetal lag unter starkem Feuer, so daß auch hierbei wieder Verluste eintraten - u. a. ging beim 2. Garde-Regt. ein Ponton mit der gesamten Besatzung unter - und die vorgesehenen Zeiten nicht innegehalten werden konnten. Hierdurch ergaben sich insbesondere für das I./4. G. Schwierigkeiten. Dessen Kompagnien sollten, als erste Truppe übergesetzt, bereits um 350 vorm. unmittelbar nach einem Minenschlag aus 1005 bei Chassins eingebauten Werfern des 1/2 Pi.(Gasw.)Batls. 38 in Dormans einbrechen. Tatsächlich befand sich aber zu diesem Zeitpunkt noch nahezu die Hälfte des Bataillons auf der Marne. Trotzdem traten die übergesetzten Kompagnien, unterstützt durch einige Flammenwerfer-Trupps und Teile des Sturmbatls. 12, nach Beseitigung feindlichen Widerstands am Damm der Marnebahn zum Sturm auf den Flecken an. Ein wütender Ortskampf beginnt. Der Gegner kommt aus Kellern und Unterständen heraus und empfängt die Angreifer mit M.G.Feuer und Wurfminen. Haus für Haus und Straße für Straße muß erstürmt werden, erst nach geraumer Zeit ist der Kampf hier abgeschlossen. 300 Franzosen sind gefangen, reiche Beute an Lebens- und Genuß-mitteln bildet einen willkommenen Zuschuß zu der wenig abwechselungsvollen und nicht allzu reichlichen Verpflegung.

Inzwischen hatten sich die übergesetzten Bataillone des 1. und 2. Garde-Regts. kämpfend bis in die eigentliche Sturmausgangsstellung vorgearbeitet, die auf dem rechten Flügel an der Straße Soilly-Dormans, in der Mitte am Südrand von Dormans lag und am linken Flügel zur Marne hin zurückgebogen war. Um 450 vorm. konnten beide Regimenter hinter der Feuerwalze zum Sturm antreten.

Erfolgreicher Kampf der 1. Garde-Inf.Div. 77

Das 1. Garde-Regt. hatte nach hartem Kampf gegen 730 vorm. die Gegend von la Fontaine Creuse erreicht und dort Anschluß an den zu dieser Zeit bei la Bourdonnerie Fe stehenden linken Flügel der 200. Inf.Div. gewonnen. In ununterbrochenen, heftigen und verlustreichen Gefechten drückte das Regiment durch die dichten Waldungen weiter vor und erreichte gegen Mittag die Gegend hart nördlich der Clos Milon Fe; es lag hier der stark verdrahteten und dicht besetzten zweiten französischen Stellung gegenüber, die sich westlich Comblizy nach la Chapelle hinzog. In dem schweren Artilleriefeuer, welches der Gegner vor diese Stellung legte, war ein weiteres Vorwärtskommen zunächst ausgeschlossen, zumal die Feuerwalze allmählich weggelaufen, Verbindung mit der eigenen Artillerie aber noch nicht wieder hergestellt worden war.

Das 2. Garde-Regt. nahm gemeinsam mit dem links benachbarten Inf.Regt. 147 das Bois du Chêne (südöstlich Dormans) und hatte besonders um das Dorf Champaillet schwer zu kämpfen, das um 810 vorm. genommen war; Fühlung mit der Feuerwalze bestand schon seit 70 vorm. nicht mehr. Dann ging es weiter durch den Wald von Bouquigny, in dem. sich französische Nachhuten zähe wehrten, auf Comblizy zu. Gegen Mittag stockte auch hier der Angriff vor der zweiten feindlichen Stellung im Abwehrfeuer der starken französischen Artillerie.

Das nachfolgende 4. Garde-Regt. (ohne I. Batl.) erreichte gegen 80 vorm. das Südufer der Marne und rückte von hier aus geschlossen mit der 3./1. G.Felda. als Begleitbatterie bis in den Wald östlich Champaillet.

Der Brückenbau wurde auch im Abschnitt der 1. Garde-Inf.Div. durch das feindliche Artilleriefeuer erheblich beeinträchtigt. Trotzdem konnte die Pontonbrücke westlich Dormans von 70 vorm. ab benutzt werden. Als erste Truppe ging die L../1. G.Felda., die Begleitbatterie des 1. Garde-Regts., dort über die Marne, um schon kurze Zeit später der Infanterie wertvolle Hilfe zu leisten. Der Bau der Brücke zwischen Dormans und Vincelles mußte dagegen nach wiederholten Versuchen eingestellt werden, da der größte Teil der Pontons durch das Artilleriefeuer zerstört worden war. Statt dessen wurden einige Behelfsstege gebaut. Bald erschienen auch hier in fast regelmäßigen Abständen von 10 bis 15 Minuten starke feindliche Fliegergeschwader über dem Marnetal und warfen Kettenbomben auf Brücke und Stege. Überall gab es schwere Verluste. An der Brücke westlich Dormans fand auch der General der Pioniere beim A.O.K. 7, Generalmajor U n v e r z a g t, mit seinem Ordonnanzoffizier und dem Führer des Pi.Batls. 24 den Heldentod.

78 Der Angriff der 7. Armee.

Beim Gruppenkommando Wichura waren die Meldungen der 200. und 1. Garde-Inf.Div. über das Festlaufen des Angriffs vor der zweiten feindlichen Stellung fast gleichzeitig gegen 230 nachm. eingelaufen. Der Kommandierende General hielt aber auf Grund der Gesamtlage eine Fortsetzung des Angriffs nach erneuter Artillerievorbereitung für durch-aus möglich und befahl, daß alle drei Divisionen erster Linie nach drei-viertelstündigem, zusammengefaßtem Artilleriefeuer 815 abds. einheitlich zum Sturm vorbrechen sollten.

Bei der 23. Inf.Div. war inzwischen die Divisionsartillerie auf das Südufer der Marne vorgezogen worden und gegen Mittag hinter Höhe 241 (1 km südlich Courthiézy) in Stellung gegangen. Da jedoch ihre Munitionsversorgung wegen der ständigen Unterbrechungen des Betriebs auf den Pontonbrücken bei Sauvigny und Boussy Fe nur im geringsten Umfang möglich war, mußte der Beginn des Angriffs über das Agnan-Tal, den die Division bereits vor Erteilung des Gruppenbefehls angeordnet hatte, immer wieder herausgeschoben werden, er wurde schließlich, dem Korpsbefehl entsprechend, endgültig auf 815 abds. festgesetzt. Das Feuer der Batterien des Felda.Regts. 12 und des L/Fußa. 19 sowie der noch nördlich der Marne stehenden Fernkampf-artillerie lag von 730 bis 815 abds. zusammengefaßt auf dem Nordrand des Bols de Rougis; bei der Knappheit der Munitionsbestände war es verhältnismäßig schwach und von nicht ausreichender Wirkung.

Beim Gren.Regt. 101 gelang es dem II. Batl., sich nach schwerem Kampf in den Besitz von Sacconay zu setzen, weiter östlich blieb dagegen der Angriff schon nach einigen hundert Metern stecken. Feindliche Gegenstöße wurden abgeschlagen, doch räumte das Regiment später die ziemlich weit vor der Hauptstellung gelegenen Dörfer Sacconay und St. Agnan. Das Leib-Gren.Regt. 100 vermochte wohl über den Talgrund vorzustoßen und auf dem südlichen Hang Gelände zu gewinnen; dann aber stockte der Angriff auch hier, die Truppe wurde wieder zurückgenommen, nur Vorposten blieben an der Straße St. Agnan-la Chapelle.

Inzwischen hatte das Schützen-Regt. 108 in den frühen Nachmittags5tunden die Gegend nördlich la Grange aux Bois erreicht, nach kurzer Rast trat es, III. und II. Batl. in vorderer Linie, zum Stoß in südwestlicher Richtung an. Das Ziel wurde vom Divisionskommandeur, Genlt. v. Baerensprung, zunächst auf die völlige Säuberung des Südwestzipfels des Waldes von Condè beschränkt, der weitere Angriff sollte am folgenden Tage von der 6. bayer. Res.Div. geführt werden, deren Einsatz

Schützen-Regt.108 stößt bis zum Surmelin-Grund vor. 79

zwischen der 36. und 23. Inf.Div. befohlen war (vgl. S.73.) In dem unübersichtlichen, mit dichtem Unterholz bewachsenen Waldgelände bahnten sich die Schützen In hartnäckigen, besonders von den Amerikanern mit äußerster Erbitterung geführten Kämpfen ihren Weg. Bis zum Abend war das Bois de Condè restlos genommen, über den Waldrand hinaus stießen die vordersten Kompagnien bis zur Straße Monthurel-Celle vor. Mit der 36. Inf.Div. bestand keine unmittelbare Verbindung, das Schützen-Regt. bildete daher mit Teilen des I. Batls. eine Abwehrflanke am Nordwestrand des Waldes gegen die vom Feind stark besetzte Janvier Fe hin.

Das der 23. Inf.Div. zur Verfügung gestellte Res.Inf.Regt. 16 der 6. bayer. Res.Div. war im Laufe des Nachmittags auf dem südlichen Marneufer angelangt und stand seitdem als Divisionsreserve westlich Courthiézy bereit. Ihm war als Begleitartillerie die I./bayer. Res.-Felda. 6 zugeteilt worden. Der Übergang der übrigen Teile der 6. bayer. Res.Div. verzögerte sich stark, da die wenigen vorhandenen Brücken, welche noch dazu ständig durch feindliche Einwirkung beschädigt wurden und jedesmal erst wiederhergestellt werden mußten, durch Batterien, Munitionskolonnen usw. der 23. Inf.Div. voll belegt waren. Der Beginn des Flußübergangs der 6. bayer. Res.Div. konnte daher erst für 110 abds. befohlen werden. Demgemäß war auch der vom Gruppenkommando angeordnete Angriff der Division zwischen 36. und 23. Inf.Div. zur Gewinnung des Surmelin-Grundes erst am nächsten Tage möglich, der Divisionskommandeur, Genmaj. M e y e r, setzte ihn für Tagesanbruch fest.

Bei der 200. und 1. Garde-Inf.Div. waren im Laufe des Nachmittags weitere Teile der Artillerie über die Marne gekommen und in Stellung gegangen. Auch hier stieß die Munitionierung auf Schwierigkeiten, zumal bei beiden Divisionen bis zum Abend nur je eine Brücke für Kolonnen verwendbar war. Von 730 bis 815 abds. faßten alle Batterien ihr Feuer auf die gegenüberliegende zweite feindliche Stellung zusammen, dann trat die Infanterie zum Sturme an.

Bei der 200. Inf.Div. kam der Angriff zunächst etwas vorwärts, es gelang, einige der vor der eigentlichen Stellung des Gegners versteckten M.G.Nester zu nehmen. Gegen 90 abds. lagen die Jäger aber überall vor dem noch unzerstörten Drahthindernis fest; es zeigte sich, daß die Artillerievorbereltung viel zu kurz und nicht wirkungsvoll genug gewesen war. Vor allem aber hatten auch jetzt wieder die französischen und amerikanischen Batterien die angreifenden Jäger mit einem über-

80 Der Angiff der 7. Armee.

wältigenden Feuer überschüttet. So lange ihre Wirkung nicht ausgeschaltet war, konnte mit einem weiteren Vorwärtskommen nicht gerechnet werden.

Auch dem Angriff der 1. Garde-Inf.Div., welche die Nachmittagsstunden zu einer möglichst eingehenden Erkundung der feindlichen Stellung benutzt hatte, blieb ein Erfolg versagt. Nur Teilen des F/1. G. gelang es, nach Überwindung zweier M.G.Nester in ein kleines Stück des französischen Grabens hineinzukommen. Abriegelndes M.G.- und Artl.Feuer sowie die einbrechende Dunkelheit gestatteten jedoch nicht. diesen Erfolg weiter auszunutzen.

Die 33. Inf.Div., welche sich als Division zweiten Treffens der Gruppe Wichura im Nordteil des Forêt de Ris bereitgestellt hatte, sollte bei fortschreitendem Angriff der Divisionen erster Linie vorgezogen und in Höhe von Igny rechts neben der 1. Garde-Inf.Div. zum Angriff eingesetzt werden, durch den sie den Surmelin-Abschnitt und die Höhe 235 südlich le Baizil zu erreichen hatte. Dort war ihre Bereitstellung zur Abwehr der zu erwartenden feindlichen Gegenstöße und Deckung der rechten Flanke der weiter nach Südwesten vorstoßenden 1. Garde-Inf.Div. vorgesehen. Für die Durchführung des ersten Teiles dieser Aufgabe - An-griff von Gegend Igny aus gegen Surmelin-Abschnitt und Höhe 235 -bestimmte der Divisionskommandeur, Generalmajor v. S ch ö n b e r g -eine zusammengesetzte Abteilung unter Maj. M ü ll e r, Kdr. des Inf.-Regts. 135, bestehend aus Inf.Regt.135, M.G.Ss.Abt.43, 1. und 8./Felda. 283, 5./Pi. 16 und M.W.Komp. 23. Sie sollte sogleich nach Ablauf der Feuerwalze in Richtung Treloup vorrücken und die Brücke zwischen Treloup und Dormans im Anschluß an die Divisionsartillerie der 200. Inf.Div. überschreiten. Die übrigen Teile der Division hatten später zu folgen.

Das Antreten der Abt. Müller verzögerte sich durch die verspätete Herstellung bzw. häufige Zerstörung der Brücken. Nach wiederholtem Hin- und Hermarschieren und unendlichen Marschstockungen hatte die Abteilung erst gegen 30 nachm. den Marneübergang beendet. Sie marschierte bis zu dem Waldrand südöstlich Chavenay vor und lagerte dort; ihre vier Batterien gingen in Stellung und beteiligten sich an der Artillerievorbereitung des für 815 abds. befohlenen Angriffs der 1.Garde-Inf.Div. Die übrigen Teile der Division blieben auf dem nördlichen Marneufer.

Ergebnis des ersten Angriffstages bei Gruppe Wichura. 81

Das Ergebnis des ersten Angriffstages bei der Gruppe Wichura war somit, daß alle drei Divisionen des ersten Treffens vor der zweiten feindlichen Stellung festlagen. Daß man trotz der Kenntnis, die der Gegner von dem bevorstehenden Angriff gehabt hatte, überhaupt so weit gekommen war, stellte der Truppe ein glänzendes Zeugnis aus Der überanstrengte, schlecht ernährte, durch Mühen und Entbehrungen von vier Kriegsjahren zermürbte Marnekämpfer von 1918 hatte sich dem von 1914, was aufopfernde Hingabe betraf, durchaus ebenbürtig erwiesen. Über 4000 Gefangene, 42 Geschütze und viele Maschinengewehre, Minenwerfer usw. waren die Tagesbeute der Gruppe.

* *

*

Beim Angriff der Gruppe C o n t a (IV. Res.K.) sollte die den rechten Flügel des ersten Treffens bildende 37. Inf.Div. bei Vincelles die Marne überschreiten und durch schnelles Vorgehen sowie flankierende Unterstützung nach links der 113. Inf.Div., der mittleren Division der ersten Linie, die Vorbedingungen für das Überschreiten der Marne und ein weiteres Vorwärtskommen schaffen. Nach Ablaufen der Masse der Feuerwalze galt es für die 37. Inf.Dlv., unverzüglich den Chataigniers-Watd zu nehmen und damit in die zweite feindliche Stellung einzubrechen. Der Angriff hatte dann ohne Pause über den Flagot-Abschnitt im Fluß zu bleiben und frühzeitig das für den Besitz von Epernay wichtige Cubry-Tal zu gewinnen.

Der Vormarsch der Division in die Bereitstellungsräume - Inf.-Regt. 147 rechts, Inf.Regt. 151 links in vorderster Linie, Inf.Regt. 150 nördlich Champvoisy als Divisionsreserve - war mehrfach durch feindliches Feuer gestört worden, welches Verluste verursacht hatte. Trotzdem hatte sich die Bereitstellung rechtzeitig durchführen lassen. Auch das Übersetzen verlief an den vier dafür vorgesehenen Stellen, von denen zwei hart südlich, die beiden anderen südöstlich von Vincelles lagen, planmäßig, obgleich heftiges feindliches Artilleriefeuer aus südlicher und M.G.Feuer aus östlicher Richtung neue Verluste brachten; bereits um 305 vorm. waren die ersten Pontons übergesetzt. Als Sturmausgangsstellung war die Eisenbahn Dormans-Mareuil-le Port festgesetzt, sie wurde nach unbedeutenden Kämpfen rechtzeitig erreicht, 450 vorm. begann bei beiden Regimentern der Angriff hinter der voranschreitenden Feuerwalze. Hinter den vorftürmenden Bataillonen wurde mit dem Bau einer leichten Pontonbrücke in Höhe des Westrandes von Vincelles, einer schweren am

82 Der Angriff der 7. Armee

Ostrande des Dorfes und einer für einzelne Leute und Reiter bestimmten Schnellbrücke am äußersten linken Divisionsflügel angefangen.

Beim Inf.Regt. 147 ging der Angriff gut vorwärts. Bald waren das Bois du Chène sowie die Dörfer Vassieux und Vassy - der Wald im Zusammenwirken mit dem 2. Garde-Regt. z F. - genommen. Der vorübergehend verloren gegangene Anschluß an die Feuerwalze konnte wieder erreicht und im Forêt de Bouquigny eine noch im Feuer stehende feindliche Artillerie-Abteilung erobert, zäher Widerstand gebrochen werden. Bald durchstießen die vordersten Kompagnien auch den Wald von Nesle und schon nach kurzer Zeit schlug von der Bergnase 224 aus das Feuer der inzwischen über die Brücke östlich Dormans nachgeeilten (württ.) Geb.Battr. 13 und der M.G.Ss.Abt. 57 in feindliche Kolonnen, welche zur Verstärkung der jenseits des Flagot-Grundes liegenden zweiten französischen Stellung herankamen. Ein schweres Motorgeschütz des Gegners blieb in Nesle-le Repons bewegungsunfähig liegen; es fiel in die Hand der 147er, als diese gegen 1230 nachm. das Dorf und die südlich davon liegende Comblizy-Mühle erstürmten. Damit war aber die Kraft der Angreifer vorläufig erschöpft. Der Widerstand des Gegners hatte sich schon während der letzten Vormittagsstunden erheblich ver-steift, ein Eindringen in die inzwischen stark besetzte Flagot-Stellung gelang nicht, 150 m vor dem Hindernis blieben die Kompagnien liegen.

Beim Inf.Regt. 151 wurden das Dörfchen Try und die Häuser-gruppe südlich der gesprengten Straßenbrücke von Verneuil um 50 vorm. nach erbittertem Ortskampf genommen. Bald drangen die beiden in erster Linie eingesetzten Bataillone (I. und II.) längs des Bouquigny-Rückens vor, der hier nur geringe Widerstand konnte rasch beseitigt werden. Infolge von Kurzschüssen einiger der an der Feuerwalze beteiligten schweren Batterien verloren aber beide Bataillone den Anschluß an die Walze, so daß sie vor dem Crochet-Wald zunächst festlagen; erst um die Mittagzeit vermochte das Feuer der inzwischen nachgekommenen Begleitbatterien, 9./Felda. 73 und Geb.Battr. 6, sowie der 1/2 M.W.Komp. 37 den 151ern den Weg zu bahnen, der Wald fiel durch nördliche Umfassung. Auch das III. Batl. sowie Teile des Re5.Inf.Regts. 32 der 113. Inf.Div. hatten hier in den Kampf eingegriffen. Ein feindlicher Gegenstoß aus dem Flagot-Grunde brachte neuen Aufenthalt, es war bereits gegen 50 nachm., als die Franzosen hier vom I. Batl. über das Bachtal zurückgeworfen waren. Noch immer aber hielten sie sich im Chataigniers-Wald, von dessen Westrand dem II. und III./151 heftiges M.G.Feuer entgegenschlug. Erst nach mehreren vergeblichen Versuchen

Die 37. Inf.Div. erreicht den Flagot-Grund. 83

gelang es am späten Abend mit Hilfe der inzwischen nachgerückten Artillerie, in dem Gehölz festen Fuß zu fassen und den sich zähe wehrenden Feind zurückzudrängen.

Inf.Regt. 150 war inzwischen 425 vorm. von seinem Bereitstellungsplatz abgerückt. Da die bereits fertiggestellten Pontonbrücken durch feindliches Artilleriefeuer für längere Zeit unbrauchbar geworden waren, konnte der Marneübergang erst 915 vorm. beginnen. 1020 vorm. stand das Regiment an der Nordwestspitze des Forêt de Bouquigny bereit. 215 nachm. wurde das III. Batl. dem Inf.Regt. 151 zur Unterstützung des Angriffs gegen den Crochet-Wald zur Verfügung gestellt, es kam aber dort nicht zum Einsatz. Der Regts.Stab und die beiden anderen Bataillone rückten im Laufe des Nachmittags hinter den rechten Divisionsflügel.

Das Nachziehen der Artillerie vollzog sich planmäßig. Bis gegen Mittag hatten die gesamte zum Nachfolgen bestimmte Feldartillerie und einige schwere Batterien, in den späten Nachmittagsstunden auch die übrigen Fußartillerie-Batterien den Uferwechsel vollzogen. Der Bau der beiden vorgesehenen Pontonbrücken wurde durch feindliches Artilleriefeuer, später auch durch Bombenangriffe empfindlich gestört, die hier eingesetzten Pioniere hatten schwere Verluste. Trotzdem gelang es ihnen schließlich doch beide Brücken fertigzustellen. Während der Ausbesserung der Beschädigungen war jedesmal der Übersetzbetrieb wieder aufgenommen worden. Im Zusammenwirken mit der 1. Garde-Inf.Div. erfolgte beim Inf.Regt. 147 am Abend eine Wiederholung des Angriffs auf die Flagot-Stellung. Nach kurzer Artillerievorbereitung gingen alle drei Bataillone gegen 90 abds. vor, es gelang im französischen Abwehrfeuer aber nirgends, in den feindlichen Graben einzudringen. Das dem Regt. 147 zur Verfügung gestellte II./150 kam nicht zum Einsatz.

Damit war auch der Angriff der 37. Inv.Div. im wesentlichen v o r der zweiten französischen Stellung zum Halten gekommen. Lediglich am Chataigniers-Wald war der Einbruch gelungen, doch bot hier der nach Süden und Osten ausspringende Bogen des Flagot-Tals dem Gegner eine starke Riegelstellung. Der nächste Tag mußte zeigen, ob es gelingen würde, den Durchbruch zu vervollständigen und von hier aus die zweite feindliche Stellung aufzurollen.

Als mittlere Division der Gruppe hatte die 113. Inf.Div. nach er-folgtem Marne-Übergang durch schnelles Vorstoßen eine Flankierung der nördlich des Flusses vorgehenden deutschen Kräfte von Mareuil-le

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Port her zu verhindern und dem linken Flügel der 37. Inf.Div. durch Vorgehen über Min Nantay vorwärts zu helfen. Später sollte die 113. Inf.Div. nach raschem Durchstoßen des Forêt d'Epernay von den Höhenrändern nördlich Vinay und Moussy aus der 37. Inf.Div. die Gewinnung des Cubry-Abschnitts erleichtern. Als Mindestziel des ersten Angriffstages gab der Divisionsbefehl vom 11.7. die Linie Cuis-Weg Cuis-Chouilly an.

Der Übergang über die Marne war so vorgesehen, daß zunächst das Inf.Regt. 66 hinter dem linken Flügel der 37. Inf.Div. bei Verneuil übergesetzt werden sollte. Ein Bataillon hatte danach dem linken Flügelregiment der 37. Inf.Div. (Inf.Regt. 151) unmittelbar zu folgen und - nach Wegnahme von Try durch die 151er - hinter der Feuerwalze gegen Troissy vorzugehen. Im übrigen sollte das Regiment 66 dann in dem - größeren! - linken Teil des Angriffsstreifens der 113. Inf.Div. angreifen. Das Res.Inf.Regt. 32 hatte mit einem Bataillon nach Vincelles zu marschieren, die dort vorgesehene Pontonbrücke der 37. Inf.Div. als erste Truppe zu überschreiten, über Try und Troissy vorzurücken und sich darauf als rechtes Angriffsregiment erster Linie in seinen - schmaleren! - Gefechtsstreifen einzuschieben. Die beiden anderen Bataillone des Regiments sollten die südlich Verneuil vorgesehene Pontonbrücke der 113. Inf.Div. überschreiten. Dem Füs.Regt. 36 endlich fiel die Säuberung des ganzen nördlich der Marne gelegenen Teils des Gefechtsstreifens der Division zu. Seine Hauptteile sollten über den vom Südwestrande des Navarre-Waldes zur Marne streichenden Höhenrücken nicht hinausgehen. Das Regiment hatte den Flußübergang der übrigen Division zu decken und den Angriff sowie den Höhenrücken östlich dieses Ortes durch überhöhendes M.G.Feuer zu unterstützen. Sobald dieser Höhenrücken genommen war, sollte sich das Füs.Regt. als Divisions-reserve östlich Verneuil sammeln und zum Überschreiten der Marne bereithalten.

Das Vorgehen der Regimenter in die Sturmausgangsstellung bzw. zum Übersetzen über die Marne erfolgte planmäßig, jedoch nicht ohne erhebliche Verluste. Auch das Übersetzen selber vollzog sich beim Inf.-Regt. 66 unter starkem feindlichen Feuer, durch welches mehrere Pontons zerschossen wurden. Das III. Batl. verlor hier seinen vortrefflichen, besonders beliebten Führer, Hptm. T r e n k, einen bewährten Kolonialkämpfer. Die Folge dieser feindlichen Gegenwirkung war, daß die Angriffszeiten nicht innegehalten werden konnten. Das Dörfchen Try war zwar vom Inf.Regt. 151 der 37. Inf.Div. beim Angriff durch-

Die 113. Inf.Div. dringt in hartem Kampfe vorwärts. 85

schritten worden, es war aber offenbar noch nicht gelungen, sämtliche dort versteckten M.G.Nester usw. zu nehmen. jedenfalls hatte das als erstes Bataillon übergesetzte II./66 längere Zeit zu kämpfen, ehe es den feindlichen Widerstand in Try beseitigt hatte und längs der Eisenbahn auf Troissy vorgehen konnte. Aber schon sehr bald gab es neuen Aufenthalt. Lebhaftes M.G.Feuer von der Parkmauer an der Westseite des Ortes her schlug in die Reihen der 66er ein. Es entwickelte sich ein heftiger Kampf, in den auch das inzwischen nachgekommene III. Batl. eingriff. Es wurde 100 vorm., bis endlich das hartnäckig verteidigte Dorf genommen war und das Inf.Regt. 66 mit allen drei Bataillonen -auch das I. war herangekommen - zum Angriff auf den vom Bois du Crochet zur Marne hinunterziehenden Höhenzug zu schreiten vermochte.

Nach der Erstürmung von Troissy konnte sich auch das Res.Inf.-Regt. 32 in seinen Gefechtsstreifen einschieben. Auch bei diesem Regiment hatte sich der Marne-Übergang verzögert, da die Brücke bei Vincelles durch das starke feindliche Feuer nicht zur vorgesehenen Zeit fertig geworden war. Nach einigem Warten war das Res.Inf.Regt. 32 dann kurz entschlossen auf Pontons über den Fluß gesetzt. Mit dem II. und III. Batl. in vorderster Linie setzten sich die Res. 32er bald nach 100 vorm. zum Angriff auf Cerseuil in Bewegung. Der rechte Flügel des II. Batls. fand Anschluß an das Inf.Regt. 151 der 37. Inf.Div. und unterstützte dieses bei seinem Kampf um den Crochet-Wald (vgl. S. 82), der linke Flügel des III. ging in Fühlung mit dem Inf.Regt. 66 vor.

Inzwischen hatte das Füs.Regt. 36 gegen 60 vorm. mit dem rechten Flügel die Marne erreicht; mit dem linken mußte es im Südteil des Bols de Navarre hart kämpfen, um den zähen feindlichen Widerstand zu beseitigen. In der Mitte des Navarre-Waldes griff das II./Res. 110 der 28. (bad.) Res.Div. an, die hier vordem als Stellungsdivision gestanden hatte und sich im übrigen von 730 vorm. an als Armeereserve bereitzustellen begann. Es dauerte geraume Zeit, bis die feindlichen Maschinengewehre im Navarre-Wald erledigt waren. Erst gegen 100 vorm. stand auch der linke Flügel des Füs.Regts. 36 an der Marne. Das Regiment hatte inzwischen vom Divisionskommandeur, Generalmajor v. B e r g m a n n, den Befehl erhalten, dem Vorschreiten des Angriffs entsprechend selbständig über die Brücke bei Verneuil überzugehen und hinter der Mitte der Division zu folgen.

Wie bei Vincelles, so hatte sich auch bei Verneuil der Brückenschlag durch feindliches Artilleriefeuer und Bombenangriffe verzögert. Erst um

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